Gimme Shelter

2013

Gimme Shelter is a 2013 American independent Christian drama film written and directed by Ronald Krauss and starring Vanessa Hudgens, James Earl Jones, Rosario Dawson, Stéphanie Szostak, Emily Meade, Ann Dowd, and Brendan Fraser. It is based on a true story about a runaway teenage girl who becomes pregnant and is placed in a home for pregnant girls.[2][3]

Quelle: Wikipedia(englisch)
Rezension zu Gimme Shelter
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Es hätte ein netter Konzertfilm mit viel Musik und glücklichen Fans werden können. Doch den Brüdern Albert und David Maysles gelang im Jahre 1970 mit »Gimme Shelter« etwas weit Größeres. Ihre Musikdoku wurde ein besonderes Dokument der Film- und Rockgeschichte - es zeigt, wie sich ein Konzert der Rolling Stones in eine Horrorshow verwandelt. Nach dem Konzert begannen erst die eigentlich wichtigen Aufnahmen. Wir stellen diesen Dokumentarfilm in unserer Reihe »Meilensteine« zu den besten Dokumentarfilmen ausführlich vor.

Ende der sechziger Jahre waren Konzertfilme von Rockbands eine angesagte Sache. Die Dokumentation des Aufeinandertreffens der Stars mit den Massen von Fans war von großem Interesse für die Vertreter der Dokumentarfilm-Bewegung des  Direct cinema. Bei diesen Auftritten konnte beobachtet werden, welche Energien frei wurden, und zu was sie führen konnten. Im besten Falle vielleicht zu einem epochalen Ereignis, denn zugleich befand man sich auf dem Höhepunkt der Hippiebewegung, deren spezielle Form der Selbstdarbietung vor allem über gigantische Freiluft-Festivals funktionierte. Das Monterey International Pop Festival 1967 war bereits legendär und vor allem Woodstock im August 1969 waren die - auch von Dokumentarfilmen aufgezeichneten - Höhepunkte dieser Live-Musik-Ära.

Ein am 6. Dezember 1969 nahe von San Francisco angesetztes Open-Air-Festival, das Altamont Free Concert, sollte zum Westküsten-Woodstock kurz vor Weihnachten werden. Viele namhafte Bands spielten dort, am Abend waren als Höhepunkt die Rolling Stones angekündigt. Zigtausende Fans wurden erwartet, die trotz der bereits frostigen Temperaturen auf den Altamont Speedway pilgerten - einer stillgelegten Teststrecke für Autos, die unterdimensioniert war und vor allem keine Infrastruktur für Konzerte dieser Art aufweisen konnte. Das Konzert der Stones wurde zu der bis dahin dunkelsten Stunden der Open-Air-Ära. Schon am Nachmittag kam es zu Schlägereien zwischen Fans und Mitgliedern der Hells Angels - am Ende wurde nur wenige Meter vor der Bühne, mitten in einem Song der Stones, ein Mann erstochen. Die Maysles-Brüder und ihre Co-Autorin Charlotte Zwerin dokumentierten dies in ihrem Film »Gimme Shelter« - dabei nutzten sie ein einfaches, aber effektives Stilmittel aus der filmischen Trickkiste: den Film im Film.

Zunächst beginnt der Film so, wie man es erwarten darf: er zeigt die Stones bei einem ihrer vielen Live-Auftritte. Doch bereits in den ersten Minuten wird klar, dass das Gezeigte längst Vergangenheit ist und der eigentliche Film einige Wochen später stattfindet. Er spielt im Schneideraum und er zeigt die beiden Musiker Mick Jagger und  Charlie Watts, wie sie sich Aufnahmen des Konzertes anschauen. Sie sind emotional sehr reserviert, nahezu geknickt. Noch weiß der Zuschauer nicht, was hierfür die Ursache sein könnte, denn zugleich folgen die Maysles der Dramaturgie des Konzertes und zeigen die Vorarbeiten. Dann eröffnen sie eine dritte Erzähllinie: Aus dem Radio hören die Stones im Schneideraum eine Radiosendung mit, die sich ebenfalls mit dem Konzert beschäftigt. Mit dem Konzert und seinen Folgen - und ein Anrufer, ein Hells Angel, gibt den Stones die Schuld an dem Geschehenen.

Mit einfachen Mitteln haben die Maysles bis dahin Spannung aufgebaut ohne auch nur eine Zeile Off-Kommentation nutzen zu müssen. Sie lassen die Bilder sprechen und finden allein durch eine geschickte Montage der Bilder und Erzählebenen in die (für den Zuschauer noch immer nicht geklärte) Handlung ihres Filmes hinein. Diese ersten 45 Minuten sind meisterlich arrangiert - sie verraten nichts von dem, was kommen wird und erklären dennoch schon alles, was geschehen ist.

Ab der zweiten Filmhälfte befinden wir uns als Betrachter direkt auf der Bühne in Altamont. Es ist eine ungewöhnliche Einstellung für einen Konzertfilm, denn meistens sieht man die Musiker in Rückansicht und blickt von der Bühne herunter in ein unscheinbares, nachtdunkles Etwas. Es sind die Konzertbesucher, von denen man nur die ganz vorne erkennen kann. Und dann gibt es da noch die immer zahlreicher werdenden Mitglieder des Hells Angels. Die Rocker waren von den Organisatoren des Konzerts als Aufpasser engagiert worden. Den Job machten sie katastrophal, denn durch ihr rüdes Vorgehen gegen etliche Konzertbesucher steigt das Aggressionspegel.

Immer wieder müssen die Stones ihre Songs abbrechen - erneut ist es vor der Bühne zu Schlägereien gekommen. Die Angels wollen ihre Motorräder schützen, die sie als Schutzwall vor der Bühne aufgebaut hatten. Drogen, Alkohol, wohl auch die Kälte tun ihr Übriges. Die Show eskaliert. Längst gehört sie abgebrochen, aber noch immer mühen sich die Stones um ein Konzert. »Das könnte der schönste Abend in diesem Winter werden«, ruft Mick Jagger von der Bühne. Es wird der schlimmste Tag. Mitten im »Under my thumb« zieht ein Zuschauer eine Pistole und richtet sie auf die Bühne. Wen er bedrohen oder gar erschießen will, bleibt unklar, den Sekundenbruchteile später sieht man Hells Angels über ihn erfallen. Er wird erstochen.

Wieder ändert der Film seinen Blickwinkel. Wir sind zurück im Schneideraum, Mick Jagger ist sichtlich geschockt von den Aufnahmen. Weitere Kommentare gibt es nicht. Nur eine fast harmonische Abspannsequenz mit Besuchern des eskalierten Konzertes, die friedlich über die Hügel des Altamont Speedways marschieren. Peace & Love bleiben ein Traum, der in der aufgehenden Sonne verdampft wie Tau auf den Grashalmen. Die Maysles haben für ihren ungewöhnlichen Konzertfilm einen Kommentar gefunden, der allein von Bildern lebt. Das Direct cinema feiert diesen Film völlig zurecht als einen Höhepunkt.

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Kinostart:17.10.2013
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Genre:Jugendfilm, Filmdrama, Coming-of-Age-Geschichte
Herstellungsland:Vereinigte Staaten
Originalsprache:Englisch
Farbe:Farbe
IMDB: 8803
Verleih:Roadside Attractions
Offizielle Webseite:gimmeshelterthemovie.com
Regie:Ronald Krauss
Drehbuch:Ronald Krauss
Schnitt:Marie-Hélène Dozo
Musik:Ólafur Arnalds
Produzent:Ronald Krauss
Darsteller:Vanessa Hudgens
Brendan Fraser
Rosario Dawson
James Earl Jones
Ann Dowd
Dascha Polanco
Stephanie Szostak
Emily Meade
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Datenstand: 09.06.2022 11:51:41Uhr