Der große Demokrator
2013Mit 10.000 Euro im Gepäck will Filmemacher Rami Hamze in einem Kölner Stadtteil Gutes tun. Allerdings sollen die Bürger selbst entscheiden, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Der Dokumentarfilm »Der große Demokrator« erählt eine große Geschichte: wie könnte Demokratie funktionieren, wenn nicht Parteien den Ton vorgeben. Doch der leider zu dick aufgetragene Humor schmälert die Erkenntnis: Demokratie kann ja so langweilig sein.
Unser Verständnis von Demokratie bedarf einer Auffrischung. Denn wie man bei Großprojekten wie dem Neubau des Berliner Flughafens oder von Stuttgart 21 gesehen hat: Wie man es auch macht, am Ende kommt oft Mist dabei heraus. Während in Berlin die demokratisch gewählten Volksvertreter ein Debakel hinlegten, wurde in Stuttgart versucht, eine Form der Mitsprache der Bürger zu inszenieren. Auch im Süden waren am Ende die wenigsten zufrieden. Denn wie demokratisch eine Entscheidung auch getroffen wird - sie schließt immer andere aus, die gerne ein anderes Ergebnis gesehen hätten.
Vielleicht gelingt ja im Kleinen, was im Großen zum großen Krampf wird? Das ist die Idee hinter dem mit viel Witz und Ironie - machmal zu viel von beidem - erzählten Dokumentarfilm »Der große Demokrator«. Im Kern geht es um einen Selbstversuch. Mitten in einem Kölner Wohnbezirk taucht Filmemacher Rami Hamze auf und verspricht, 10.000 Euro für den Stadtteil zu spenden. Der Haken an der Sache: die Bürgerinnen und Bürger müssten sich dafür entscheiden, was denn das beste Projekt sei. Er setzt sich in sein Spaßmobil, gründet ein Bürgerbüro und trommelt »frech wie Oskar« für sein Hammerding »Alle für Kalk«.
So beginnt dann also diese Demokratie-Lektion, die Hamze und einen stattlichen Haufen Kalker Einwohner über Monate hinweg beschäftigen wird. Schnell gibt es einige Ideen bis hin zu chartunterstützten Projektvorhaben - nur eine Einigung ist nicht so leicht zu erzielen. Denn wie trifft man nun in einer Demokratie die Entscheidung, wenn »das Volk« selbst bestimmen darf und nicht Parteien und ihre Funktionäre die Entscheidungen diktieren?
Die Idee zu »Der große Dokumentator« ist filmreif, leider aber nicht immer sein Regisseur, der auch zugleich sein eigener hibbeligster Protagonist ist. Hamze ist zwar ein sympatischer Typ, aber sein witziger Ton, der permanent im Off-Kommentar mitschwinkt, dominiert nicht nur das Geschehen, er kapert auch die Wahrnehmung des Zuschauers. Kalk reimt sich eben auf Schalk. Irgendwann verspricht Hamze, sich zurück nehmen zu wollen, um dann umso mehr verbal wie ein kleiner Gummiball auf und ab zu hüpfen. Seht ihr mich noch, hört ihr mich noch?
Ja, Rami. Aber jetzt geh' doch mal nen Tee trinken!
Wir ahnen, wieso er das macht - mal ganz abgesehen davon, dass er seine Zuschauer mit einer lockeren Erzählweise unterhalten will. Im Grunde ist Demokratie nämlich langweilig. Man muss für öde Projektideen in endlosen Sitzungen diskutieren und am Ende gewinnt ein anderer. Immerhin diese Erkenntnis scheinen Rami Hamze und mit ihm seine Zuschauer am Ende gefunden zu haben. Da wird er authentisch - und ratlos. Auf die große Langeweile hat der große Demokrator keine Antwort.
Als der Witz endet, wird der Film dann auch endlich dokumentarisch. Für das Leben in Kalk nach »Alle für Kalk« hat der Demokrator kein Script geschrieben. Hamze geht, Kalk bleibt.
Kinostart: | 02.10.2014 in Deutschland 02.10.2014 in Deutschland | ||
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weitere Titel: |
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Genre: | Dokumentarfilm | ||
Herstellungsland: | Deutschland | ||
Originalsprache: | Deutsch | ||
IMDB: | 10 | ||
Offizielle Webseite: | www.dergrossedemokrator.de |
Regie: | Rami Hamze |
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