Entre les Bras – 3 Sterne. 2 Generationen. 1 Küche.

"Ich hätte dort noch einen Klecks hingesetzt", kommentiert der französische Michelin-Meisterkoch Michel Bras den von seinem Sohn angerichteten Speisenteller. Dabei arbeitet Sébastian Bras bereits seit 15 Jahren im väterlichen Feinschmecker-Restaurant. In diesem Jahr soll Sébastian das Geschäft übernehmen – aufgrund des hohen Standards, für die das "Bras" bekannt ist, ist dies keine leichte Aufgabe.

Das Restaurant "Michel Bras", welches vom Michelin-Führer mit drei Sternen ausgezeichnet wurde, befindet sich im Dorf Laguiole in der südfranzösichen Region Aubrac. Wer im "Bras" speist, hat nicht die Absicht satt zu werden, sondern vielmehr ein Geschmackserlebnis zu erfahren. Alles muss perfekt sein – Michel Bras ist bekannt für seine Anmut und Einfachkeit, aber auch für seine besondere Kreativität. Seine ersten Schritte machte er im Restaurant seiner Mutter, später in renommierten Restaurants. Sein 1992 eröffnetes Restaurant wurde eine Erfolgsgeschichte – Nun möchte er, dass sein Sohn sie nach seinem Ruhestand weiterführt.

Sébastian war sein Schicksal früh bewusst – schon als kleiner Junge stand er mit in der Küche. Der Bauernhof seiner Großeltern und die Küche seines Vaters waren die Orte, an denen er die meiste Zeit seiner Kindheit verbrachte. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, von dem er die Familientradition an weiterführen wird. Er tritt in große Fußstapfen: Schließlich ist er ab sofort nicht nur für das Restaurant in Laguiole, sondern auch für das Restaurant "Bras" in Tokio zuständig.

Der Film von Paul Lacoste gibt Einblick in die Kunst der Haute Cuisine und macht mithilfe des persönlichen Erzählfokus auf die beiden Männer die emotionale Bedeutung des Chefwechsels bewusst. Die besondere und intensive Vater-Sohn-Beziehung ist anhand thematischer und bildlicher Verbindungen im Film umgesetzt. So zeigt Lacoste zum Beispiel eine Szene, in der Michel im winterlichen Tokio joggt und wechselt dann zum in Laguiole joggenden Sébastian. Sébastian beobachtet den Sonnenaufgang, der ältere Michel bewundert den Sonnenuntergang.

Solche Szenen sind künstlerisch bemerkenswert, wirken aber an manchen Stellen etwas langweilig. Viel interessanter hingegen sind Szenen, welche Sébastian beim Arbeiten an seiner Komposition "Wanderung" zeigen. Milchhaut, Brombeeren, Schokolade und Laguiole-Käse sind unter den Zutaten. Die, leider viel zu spärlichen, Kochszenen lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wer sich bei "Entre les Bras" Kochtricks abschauen möchte, geht jedoch leer aus. Denn im Vordergrund des Films stehen nicht die Speisen, sondern die Künstler selbst – nicht bloß Michel und Sébastian, sondern die gesamte Familie Bras, ihr gemeinsames Leben mitsamt ihrer Geschichte