The Big Eden

2011
Rezension zu The Big Eden
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Es gibt wenige deutsche Männer, deren Leben so gut dokumentiert ist wie das von Rolf Shimon Eden. Der Lebemann, den man vom Playboy zum Clubkönig über Musiker bis zum Egomane eine ganze Reihe von Namensschildchen angehängt hat, gilt als eine der schillerndsten Figuren des Berliner Boulevards. Peter Dörfler hat Eden nun mit seinem Dokumentarfilm "The Big Eden" ein filmisches Denkmal gesetzt ohne Eden selbst aufs Denkmal zu stellen. Der Witz des Filmes und die Selbstironie des Hauptdarstellers haben eine Überhöhung verhindert.

Der Dokumentarfilmregisseur Peter Dörfler hat bereits in den Filmen "Der Panzerknacker" und "Achterbahn" bewiesen, dass er ein gutes Gespür hat für Menschen in Extremsituationen, die aus der Gesellschaft herausgefallen sind. Anders als bei seinen vorigen Filmen, in denen Dörfler Gescheiterte und ihr Scheitern zeigt, gehört Rolf Eden zu den Gewinnertypen. Er kehrte, nachdem seine Familie nach Palästina ausgewandert war, in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zurück nach Berlin. Strich dafür 6000 Mark "Heimkehrerprämie" ein und investierte das Geld in seinen ersten Berliner Club. Von da an ging es für Eden steil bergauf.

Eden lebte das Leben eines Playboys. Hübsche Frauen, schöne Autos, pralle Höhensonne - der "große Eden" sonnte sich bei den Stars, die bald schon in seine Clubs kamen. Vor allem ins "Big Eden". Sieben Kinder mit sieben Frauen zeugte er. Das war für Regisseur Dörfler der Ausgangspunkt zu seinem Film. Doch dann machte er keinen Film über die Kinder, sondern über den gemeinsamen Vater. Einen abwesenden Vater, denn sobald eine seiner Frauen schwanger war, trennte sich Eden von ihr. Ein Baby und eine Schwangere hätten das Geschäft wohl eher gestört. Das Geschäft, das vor allem eine Ware kannte: Rolf Eden. Was die Kinder über den Vater sagen, das sind die ganz starken Momente des Filmes.

Dörflers Film ist das Dokument einer immensen Selbstverliebtheit, die es ungerechterweise auch noch mit fast allem zum Erfolg bringt. Unsympathisch kommt der Mann im weißen Anzug nicht herüber. Sein Charme weicht jetzt in den reiferen Tagen (er steht im neunten Jahrzehnt) aber gelegentlich einer Selbstironie, die Eden gut zu Gesichte steht: "Ich habe im Leben immer nur Glück gehabt. Das war so, 100-prozentig. Ich hatte nur, nur, nur Glück, nie ein Tief, nie richtigen Ärger, immer nur rauf, rauf, rauf, bis heute", sagt er und da kann man ihm seine Sprüche fast schon verzeihen. 3000 Frauen will er im Bett gehabt haben. Und die, auf der er eines Tages zu sterben gedenkt, erhält 250.000 Euro, wenn es ein finaler Höhepunkt wird. Der Boulevard liebt eine solche Offenheit. Oder ist auch das nur wieder Teil seiner lebenslangen Selbstinszenierung?

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Kinostart:08.12.2011
08.12.2011 in Deutschland
weitere Titel:
The Big Eden
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Deutschland
Originalsprache:Deutsch
IMDB: 94
Offizielle Webseite:thebigeden-film.com
Regie:Peter Dörfler
Drehbuch:Peter Dörfler
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Rezensionen:

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