Der Kuaför aus der Keupstraße
2015
Zehn Jahre lang wollte niemand hören, dass die Opfer, die 2004 bei einem Bombenanschlag auf einen Friseursalon in Köln wirklich Opfern waren. Stattdessen hatte man sie zu Verdächtigen erklärt. Über diesen Skandal bei den Ermittlungen, die erst viele Jahre später bei den Enthüllungen gegen den NSU zu Tage trat, hat Regisseur Andreas Maus einen beeindruckenden Dokumentarfilm gemacht. Es geht dabei nicht nur um die Tat und ihre Folgen - sondern um Fremdenfeindlichkeit, die sich in unserem Land einen Weg bahnt. Manchmal mit Bombengewalt.
Am 9. Juni 2004 explodierte in Köln vor einem türkischen Frisörsalon eine Nagelbombe. 700 zehn Zentimeter lange Tischlernägel verwandelten sich in tödliche Projektile. 22 Menschen wurden verletzt. So infam der Bombenanschlag war, so skandalös war die polizeiliche Beweisaufnahme. Vorhandene Überwachungsvideos wurden nicht ausgewertet. Zuallererst wurden die Opfer verdächtigt und man sprach von Kontakten zur Schutzgeld- und Drogen-Mafia. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schilly schloss einen rechtsradikalen Hintergrund explizit aus. Erst 2011 bei den Ermittlungen zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) stellte sich heraus, dass die Rechtsradikalen für den Anschlag verantwortlich waren.
Köln war dabei nicht die einzige Ermittlungspanne. Doch die Folgen der Bombe vergiftete das Klima in der Keupstrasse. Es wuchs das gegenseitige Misstrauen und die Verdächtigungen erschütterten das Leben im Kölner Stadtteil Mühlheim.
Regisseur Andreas Maus rekonstruiert in seinem beeindruckenden Dokumentarfilm die Tat mit unterschiedlichen Stilmitteln. Vor allem stellt er die Folgen für die Opfer und ihre Angehörigen in den Mittelpunkt. Er gibt zehn Jahre nach dem Attentat denjenigen eine Stimme, die viele Jahre niemand hören wollte und die jetzt vom Bundespräsidenten besucht werden.
Aus den Akten werden die Originalverhöre zwischen Opfer und Ermittler zitiert und mit Schauspielern szenisch nachgestellt. Der Film macht deutlich, dass von Seiten der Ermittler nur die Überführung der Opfer als Täter in Frage kam. Der Weg vom Opfer mit einer vollkommen normalen bürgerlichen Existenz zum Täter gemacht zu werden ist sehr, sehr kurz, wie Maus es formuliert. »Der Kuaför aus der Keupstrasse« eröffnet die Diskussion über die Frage einer strukturellen und latenten Fremdenfeindlichkeit, die im Moment natürlich besonders wichtig ist.
Kinostart: | 25.02.2016 in ![]() | ||||
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weitere Titel: |
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Genre: | Dokumentarfilm | ||||
Herstellungsland: | Deutschland | ||||
Originalsprache: | Deutsch | ||||
IMDB: | 20 |
Regie: | ![]() | Andreas Maus |
Drehbuch: | ![]() | Andreas Maus |
![]() | Maik Baumgärtner | |
Kamera: | ![]() | Hajo Schomerus |
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