Hello I Am David! – Eine Reise mit David Helfgott

2015
Rezension zu Hello I Am David! – Eine Reise mit David Helfgott
Thomas Schneider
Dr. Kay Hoffmann
Filmpublizist und wissenschaftlicher Leiter im Haus des Dokumentarfilms

David Helfgott spielt stets, was er fühlt, er spricht aus, was er denkt, er berührt die Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist ein Ausnahmepianist mit einer dramatischen Lebensgeschichte. Früh wurde er als Wunderkind gefeiert und hatte als junger Mann riesigen Erfolg zunächst in Australien, dann in England, wo er studierte. Nach einem Konzert in der Royal Albert Hall erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Eine schizo-affektive Störung wurde diagnostiziert. Fast elf Jahre verbrachte er in psychiatrischen Kliniken in Australien. Zurück ins Leben und in die Konzertsäle brachte ihn eine Liebe – seine spätere Frau Gillian. 

Diese dramatische Lebensgeschichte wurde 1996 in dem Oscar-prämierten Film »Shine« von Scott Hicks verfilmt, die Helfgott international bekannt machte. Seitdem tourt er regelmäßig durch die Welt als Solist und mit Orchestern. »Hello I am David« ist aber der erste Dokumentarfilm über David Helfgott, denn bisherige Anfragen wurden negativ entschieden.

Die Regisseurin Cosima Lange, die an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte und dort inzwischen unterrichtet, begleitet ihn mit ihrer Kamerafrau Ute Freund bei einer siebenwöchigen Konzertreise mit den Stuttgarter Symphonikern. Der Regisseurin war gleich bei der ersten Begegnung mit David und Gillian Helfgott klar, dass es kein klassischer Konzertfilm werden wird, sondern dass David Helfgott als Person im Mittelpunkt stehen muss. Die Chemie zwischen ihnen stimmte und so bekam sie die Chance, diesen Film zu drehen. Auslöser für den Film war eine negative Musikbesprechung, die aller ernstes fragte, ob solch ein Musiker überhaupt auf die Bühne gehöre. Denn er ist unkonventionell. Er spielt sehr persönlich, redet manchmal beim Spielen und fällt jedem um den Hals. Aber an seinem musikalischen Können zweifelt eigentlich keiner. Der Dirigent Matthias Foremny sieht es sogar als besondere Qualität von Helfgott, dass er die Stücke nicht mechanisch immer gleich spielt, sondern in der Musik lebt und sie immer auch etwas anders interpretiert. Er muss dann die Aufgabe meistern, dies mit dem Orchester zu koordinieren.

Die Regisseurin hat David Helfgott gleich in sein Herz geschlossen. Von daher war es eine richtige Entscheidung von ihr, sich auf diese Nähe einzulassen und von ihm auch immer wieder vor die Kamera geholt zu werden. Sie tanzt mit ihm, schwimmt mit ihm oder hält ihm einfach die Hand. Dadurch entsteht ein sehr persönlicher Film, dem es aber ganz fantastisch gelingt, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Welt mit den Augen und Gefühlen von Helfgott sehen. Es ist eine Gegenwelt zu unserer durchrationalisierten Welt, die eigentlich wenig Raum für Spontanität lässt. David Helfgott ist ein positiver Mensch und strahlt viel Optimismus aus. Es ist ein richtig amüsanter Film, dessen Glücksgefühle ansteckend sind. Keiner sollte ihn im Kino verpassen.

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Kinostart:21.01.2016 in Deutschland
25.12.2015 in Österreich
weitere Titel:
Hello I Am David! – Eine Reise mit David Helfgott
Hello I Am David!
Genre:Dokumentarfilm, Musikfilm
Herstellungsland:Deutschland
Originalsprache:Deutsch, Englisch
IMDB: 265
Verleih:Netflix
Offizielle Webseite:www.helloiamdavid.de
Regie:Cosima Lange
Drehbuch:Cosima Lange
Kamera:Ute Freund
Darsteller:David Helfgott
Cosima Lange
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Rezensionen:

Datenstand: 07.05.2022 00:24:09Uhr