Der Perlmuttknopf
2015Der Perlmuttknopf (Originaltitel: El botón de nácar ) ist ein Dokumentarfilm von Patricio Guzmán. Der Film ist nach Nostalgie des Lichts (2010) der zweite Teil seiner Dokumentarfilm-Trilogie über die Geschichte Chiles. Der Film lief im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2015[1] und erhielt dort den Silbernen Bären für das beste Drehbuch.[2] Der Kinostart in Deutschland war am 10. Dezember 2015.[3]

Ein Dokumentarfilm im Wettbewerb mit ausschließlich fiktiven Filmen - das war bei der Berlinale 2015 auch für den Filmemacher Patricio Guzmán (u.a. »Nostalgie des Lichts«, »Salvador Allende«) etwas Besonderes. Dass »Der Perlmuttknopf« am Ende sogar mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, war schließlich mehr als nur Anerkennung für einen beeindruckenden, klug erzählten Dokumentarfilm.
Der chilenische Filmemacher Guzmán ist ein Bildpoet. In »Der Perlmuttknopf« schenkt er seinen Zuschauern achtzig Minuten unvorstellbarer Schönheit – aber auch ebenso unvorstellbare Grausamkeit. Dabei beginnt der Film mit eindrucksvollen Bildern einer fast paradiesischen Natur im Süden Chiles, im Meer, bei den Eiswüsten der Antarktis. Er betört den Zuschauer zunächst mit einer Ode über die Rätsel des Wassers, aus dem die Menschen, die Erde, der gesamte Kosmos zu großen Teilen bestehen. Er filmt naturgeschaffene Eisskulpturen, die surreale Landschaft des patagonischen Insellabyrinths, tanzende Regentropfen, Gischt auf der Brandung.
Untermalt werden die Bilder durch Geräusche, Musik und Guzmáns warmer, eindringlicher Erzählerstimme. Man rutscht tiefer in den Sessel und genießt entspannt diese unglaublich schönen Naturaufnahmen.
Doch die Reise geht in eine andere Zeit, weg von der Natur hin zur Ausrottung der Wasservölker, die einst diese Gegend bevölkerten, bevor europäische Eroberer ihnen ihre Religion und Zivilisation aufzwangen und Krankheiten importierten, an denen sie starben.
In historischen Fotoaufnahmen zeigt Guzmán den Reichtum dieser einstigen Kultur, zeigt ihre Wassertänze und Körperbemalungen. Einen von ihnen nahmen die Engländer damals mit nach London, ein Experiment, weil sie wissen wollten, wie es einem Indio ergeht, wenn er in seine Stammesgemeinschaft zurückgebracht wird, nachdem er die westliche Zivilisation kennengelernt hat.
Sie kauften ihn für einen Butón de Nácar, einen Perlmuttknopf. Er kehrte nie wirklich zurück in die Gemeinschaft, blieb zeitlebens ein Außenseiter.
Szenenwechsel. Ein anderer Perlmuttknopf findet sich. Diesmal vor der Küste von Quintero, an einer Eisenbahnschiene, unten im Meer, verwachsen mit Korallen. Einziges Zeugnis der über tausend Toten, die Augusto Pinochets Armee aus Hubschraubern ins Meer werfen ließ.
Der 1973 nur selbst dem Militärputsch und damit auch Pinochets Schergen entkommene Patricio Guzmán lässt für seinen Film an einer Puppe minutiös demonstrieren, wie die Toten mit Eisenbahnschienen beschwert und verpackt in Plastik- und Stoffsäcke ins Meer geworfen wurden. Er geht der Geschichte einiger von ihnen nach, namenlos sollen sie nicht bleiben.
Patricio Guzmán, der 1973 selbst zwei Wochen im Stadion von Santiago gefangen gehalten wurde, weiß wovon er spricht. Er lebt im Exil und wird nicht müde, die verdrängte Geschichte seines Landes und der Folteropfer des Pinochet-Putsches immer wieder ans Licht zu bringen. Es ist eine unvorstellbar grausame Geschichte. Die Täter wurden nie bestraft, viele Angehörige wissen bis heute nicht, wo die Vermissten geblieben sind. Nur ein Perlmuttknopf im Museum erinnert an sie.
(Dezember 2015)
Kinostart: | 08.02.2015 in ![]() 20.11.2015 in ![]() 05.11.2015 in ![]() 28.10.2015 in ![]() 10.10.2015 in ![]() 15.10.2015 in ![]() 10.12.2015 in ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
weitere Titel: |
| ||||||||||||||||||||||||||||
Genre: | Dokumentarfilm | ||||||||||||||||||||||||||||
Herstellungsland: | Spanien, Frankreich, Chile | ||||||||||||||||||||||||||||
Originalsprache: | Spanisch | ||||||||||||||||||||||||||||
Farbe: | Farbe | ||||||||||||||||||||||||||||
IMDB: | 2638 | ||||||||||||||||||||||||||||
Verleih: | Vudu |
Regie: | ![]() | Patricio Guzmán |
Drehbuch: | ![]() | Patricio Guzmán |
Darsteller: | ![]() | Patricio Guzmán |
![]() | Raúl Zurita |
Wenn Sie diese Daten spenden möchten, dann wenden Sie sich gerne an uns.
Rezensionen:
2016 | Lumiere Awards, France Lumiere Award Best Documentary | Gewinner |
2016 | International Cinephile Society Awards ICS Award Best Documentary | Nominiert |
2016 | César Awards, France César Best Documentary Film (Meilleur film documentaire) | Nominiert |
2016 | International Online Cinema Awards (INOCA) INOCA Best Documentary | Nominiert |
2015 | Bergen International Film Festival Check Points Human Rights Award - Honorable Mention | Gewinner |
2015 | Berlinale Prize of the Ecumenical Jury Competition | Gewinner |
2015 | Berlinale Silver Berlin Bear Best Script | Gewinner |
2015 | Biografilm Festival Audience Award International Competition | Gewinner |
2015 | Biografilm Festival Best Film Unipol Award | Gewinner |
2015 | Biografilm Festival Unipol Award Best Film | Gewinner |
2015 | Jerusalem Film Festival In Spirit for Freedom Award Best Documentary | Gewinner |
2015 | Philadelphia Film Festival Jury Award Best Documentary Feature | Gewinner |
2015 | Yamagata International Documentary Festival Mayor's Prize | Gewinner |
2015 | Premios Fénix (Fenix Film Awards) Premio Fénix Best Documentary Cinematography | Gewinner |
2015 | Berlinale Golden Berlin Bear | Nominiert |
2015 | London Film Festival Grierson Award Documentary Film | Nominiert |
2015 | San Sebastián International Film Festival Horizons Award | Nominiert |
2015 | Yamagata International Documentary Festival Robert and Frances Flaherty Prize | Nominiert |
2015 | Premios Fénix (Fenix Film Awards) Premio Fénix Best Documentary | Nominiert |
2015 | Doclisboa International Film Festival International Competition Feature Film | Nominiert |
2015 | Adelaide Film Festival International Documentary Award Best Documentary | Nominiert |
2015 | International Film Festival of India ICFT-UNESCO Fellini Award | Nominiert |