Winternomaden

2012
Rezension zu Winternomaden
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Es gibt nicht nur für den »Hobbit« eine richtige Zeit, um im Kino zu erscheinen, sondern auch für Dokumentarfilme wie »Winternomaden«. Doch das ist auch schon die einzige Verbindung zwischen dem Mega-Millionen-Projekt aus Neuseeland und diesem leisen, einfühlsamen Film, einer Koproduktion aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Moment - eine Verbindung gibt es doch: In Neuseeland lief »Winternomaden« schon - die Presse war begeistert. Und übrigens nicht nur dort. Macht das nicht hobbitmäßig neugierig?

Es ist der erste Dokumentarfilm von Manuel von Stürler, einem aus Lausanne stammenden Musiker. Der Schweizer hat im Jahre 2008 ein Filmprojekt begonnen, das im wahrsten Sinne des Wortes einen langen Weg zurückgelegt hat. Und um eine weitere unumgänglich erscheinende Redewendung zu bemühen: Auch in diesem Film ist der Weg das Ziel.

Und dieser Weg führt über Straßen und Wiesen, durch umzäuntes Land und über Brachen. Der Weg ist der Weg von 800 Schafen und ihren Hütern - den Schafhirten Pascal und Carole. Sie werden begleitet von ein paar Hunden und Lasteseln. Der Film begleitet sie ein ganzes Stück auf ihrem 600 Kilometer weiten Zug durch die westliche Schweiz. Eine Reise, die sich idyllisch anhört, bei der aber die körperliche Anstrengung in der winterlichen Landschaft in jeder Einstellung zu spüren ist. In vielen ruhigen und schönen Aufnahmen bleibt die Frage letztlich offen, wieso sich die beiden Aussteiger aus einem normalen Leben ausgerechnet dieses Leben ausgesucht haben.

Das Filmteam folgte dem Treck durch die Schweizer Kantone Waadt und Fribourg von Anfang bis Ende und machte also die gleiche Erfahrung mit, die auch die beiden Schafhirten bei ihrer Arbeit haben. Alle lebten, kochten und schliefen draußen. Vier Monate dauert eine solche Schafswanderung. Kein Wunder, dass Schafhirte Pascal, der dies seit drei Jahrzehnten macht, von einer Erfahrung wie im Kloster berichtet.

Es ist beeindruckend, mit welchem Engagement sich heute noch Filmemacher für ihre Werke einsetzen können - möglich ist so etwas wohl nur noch im Dokumentarfilm. Die dabei gewonnenen Eindrücke sind kraftvoll und wuchtig - selbst beim Zuhören macht der Film Spaß. Das Knirschen von schweren Schuhe im Schnee, das Pratzeln des brennenden Holzes, das Pfeifen des Windes - ein Winterhörspiel für Stadtnomaden ist dieser Film ebenfalls. Anerkennung hat »Winternomaden« bereits auf zahlreichen Festivals (unter anderem bei der Berlinale 2012 und auf dem DOK.fest München 2012) gefunden. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Europäischen Filmpreis und mit dem Großen Preis für den Besten Schweizer Film 2012 beim Festival Visions du Réel in Nyon (Schweiz).

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Kinostart:10.02.2012 in Internationale Filmfestspiele Berlin 2012
20.12.2012 in Deutschland
weitere Titel:
Hiver Nomade
Hiver nomade
Winter Nomads
Winternomaden
Зимние странники
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Schweiz, Deutschland
Originalsprache:Französisch
IMDB: 395
Offizielle Webseite:www.hivernomade.ch
Regie:Manuel von Stürler
Drehbuch:Manuel von Stürler
Claude Muret
Kamera:Camille Cottagnoud
Schnitt:Karine Sudan
Produzent:Elisa Garbar
Heinz Dill
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Rezensionen:

2014
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2013
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2013
Swiss Film Prize
Swiss Film Prize
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2013
Swiss Film Prize
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Gewinner
2013
Swiss Film Prize
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2013
Swiss Film Prize
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Nominiert
2012
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Best Documentary Award
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2012
Nyon Visions du Réel
Grand Prize of the Cinéma Suisse Jury
Gewinner
2012
European Film Awards
European Film Award
European Documentary
Gewinner
Datenstand: 07.05.2022 02:38:47Uhr