Der Mythos vom Ewigen Juden

Eine Kulturgeschichte

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

In einer ungenannten europäischen Stadt geht ein alter Jude seiner Wege. Sein Äußeres, einem Landstreicher ähnelnd, ruft Verachtung und Furcht hervor. Dieses Bild wurde vom Spätmittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert in Volkssage und -poesie verbreitet. Es ist das Bild des sprichwörtlichen Ewigen Juden, der Jesus auf dessen Kreuzweg eine kurze Rast an seiner Haustür verweigerte. Dafür wurde er von ihm dazu verurteilt, rastlos und unsterblich durch die Welt zu ziehen.
Dem sogenannten Ewigen Juden wurden unterschiedlichste Fähigkeiten wie Wahrsagekunst, Allgegenwart und Unsterblichkeit zugeschrieben. Für die christlichen Völker war dieser Mann keine imaginäre Gestalt, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut.
In den Berichten, die im Laufe der Jahrhunderte über ihn verfasst wurden, spiegeln sich zumeist Abscheu oder Mitleid wider. Selten wurde er zu einer beliebten Figur. Durch das Hauptmerkmal der Rastlosigkeit zeichnet sich hier indirekt eine andere Geschichte ab: die des jüdischen Volkes.
Die Figur durchquerte die Jahrhunderte, von ihrer Erfindung in den mittelalterlichen Klöstern bis hin zu den von ihr inspirierten „Superhelden“ in den US-amerikanischen Comics. Man begegnet ihr in allen Gesellschaftsschichten, den ärmsten wie den reichsten, von der Jerusalemer Altstadt bis zu den österreichischen Palästen. Im 20. Jahrhundert wurde die Figur des sogenannten Ewigen Juden eines der antisemitischen Stereotype der nationalsozialistischen Propaganda.
In seinem Film lässt der französische Regisseur Pierre-Henry Salfati das Bild des sogenannten Ewigen Juden durch die Jahrhunderte in Literatur, Musik, Film und bildender Kunst mit reichem Archivmaterial auferstehen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 01.03.2023 um 23:00 Uhr auf arte.

01.03.2023
23:00
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
01.03.2023 23:00 Uhr arte