Handwerkskunst!

Wie man einen Hobel baut

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Gerd Fritsche aus Sigmarszell bei Lindau ist Ingenieur und Maschinenschlosser. Doch er liebt die Arbeit mit Holz. Zahlreiche Möbel seines Hauses hat er selbst gebaut. Aber jetzt gäbe es keinen Platz mehr für neue Möbel. Deshalb habe er angefangen, Hobel zu bauen.
Um die Jahrtausendwende entdeckte er englische Hobel aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie begeisterten ihn sofort: Schön geformte Holzgriffe, ein Metallgehäuse, das weder gegossen noch geschweißt ist, sondern genietet. "Was für eine handwerkliche Meisterleistung", dachte er damals anerkennend und beschloss, einen eigenen Hobel im englischen Stil zu bauen.
Seither stellte er hunderte Hobel in 18 verschiedenen Varianten her - vom Schlichthobel über den Simshobel bis zur Raubank mit einer Länge von 75 Zentimetern. Viele Hobel haben Griffe aus wertvollen Hölzern. Während die Hobelsohle immer aus Stahl ist und die Hobelklappe aus Bronze, bestehen die meisten Seitenteile aus Messing. Das Farbenspiel der unterschiedlichen Materialien macht den optischen Reiz von Fritsches Hobeln aus. Seiner Meinung nach arbeitet man mit schönem Werkzeug viel lieber als mit gewöhnlichen Geräten.
Fritsche verkauft seine Hobel inzwischen in alle Welt. Seine Kundinnen und Kunden sind Restauratorinnen und Restauratoren, Musikinstrumentenbauerinnen und -bauer oder Hobbyschreinerinnen und Hobbyschreiner, die Wert auf exzellentes Werkzeug legen. Es gibt seine Hobel entweder fertig gebaut oder als Bausatz zu kaufen. Letzteres ist aber nur etwas für geschickte Handwerkerinnen und Handwerker, denn das Zusammennieten von Hobelsohle und Seitenteilen ist nicht einfach. Allein dafür braucht er selbst einen ganzen Arbeitstag.
Dabei feilt er die Zinken der Stahlsohle und die Schwalbenschwänze der Messing-Seitenteile so weit ein, dass sie nicht nur gut ineinanderpassen, sondern auch noch winzige keilförmige Spalten entstehen. Mit Hammerschlägen verformt er anschließend das Metall, bis alle Ritzen wieder geschlossen sind und ein festes Gehäuse entsteht. Das feilt er anschließend so lange, bis keine Spuren der Hammerschläge mehr zu sehen sind.
Mehr als fünf Tage braucht er, um einen neuen Hobel zu bauen, meist im Auftrag seiner Kundinnen und Kunden. Die können, wenn sie eine Schablone ihrer Hand mitschicken, sogar einen maßgefertigten Griff aus dem Holz ihrer Wahl bekommen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 02.12.2022 um 21:00 Uhr auf SWR.