Spanien von oben - Geschichte(n) eines Landes (5/5)

Das Erbe des Bürgerkriegs

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Von Juli 1936 bis April 1939 dauerte der Spanische Bürgerkrieg, dem Schätzungen zufolge mehr als 600.000 Menschen zum Opfer fielen. Allerdings konnte das Regime, das vom Ende dieses Krieges bis zu Francos Tod 1975 das Land im Griff hatte, weder alle Spuren seiner Gräueltaten verwischen noch vollständig die Deutungshoheit über die Ereignisse bewahren.
Vom Himmel über dem kleinen aragonischen Ort Belchite aus sieht man noch heute Ruinen aus der Zeit der blutigen Kämpfe zwischen der Franco-Armee und den republikanischen Truppen. Zwar wurde die baskische Stadt Gernika vollständig wiederaufgebaut, aber die Luftangriffe, die die Stadt weltweit zu einem Symbol für das Leid der Zivilbevölkerung machten, sind durch Picassos berühmtes Gemälde fest im kollektiven Gedächtnis verankert.
Beim Flug über die Mittelmeerküste von Katalonien bis nach Valencia wird deutlich, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen die Franco-Ära dort bewirkte. Ab Beginn der 60er Jahre wurde systematisch gebaut, um den Massentourismus zu entwickeln. Die Betonierung der Küste wirkt wie eine Metapher für die Bleidecke, die in der Diktatur fast 40 Jahre lang über dem Land lag. Um des Friedens willen ging der ab 1975 vollzogene Übergang zur Demokratie mit einem bewussten Gedächtnisschwund einher. Inzwischen bekommt die Bleidecke Risse: Die Zeugnisse der Gewalttaten der Franquisten und ihrer falangistischen Verbündeten wurden Ende der 1990er Jahre entdeckt. Dadurch wurde eine Debatte wieder entfacht, die das Land weiterhin spaltet. Viele halten es noch für zu früh, alte Wunden aufzureißen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 17.09.2021 um 15:35 Uhr auf arte.