Träume sind kälter als der Tod
Deutschland 2013
"Träume sind kälter als der Tod" remixt die prophetischen Worte aus Martin Luther Kings berühmter "I have a dream"-Rede in einem Song und verankert ihn in der Gegenwart. In der gleichen Rede sagte King vorausschauend: "1963 ist nicht das Ende, sondern der Anfang." Was also ist ein halbes Jahrhundert später aus dem Traum geworden? Ist das Leben für Amerikas schwarze Bevölkerung heute spürbar besser und von mehr sozialer Gerechtigkeit geprägt? Was ist aus der Bürgerrechtsbewegung geworden? Hat Kings Traum heute noch Resonanz? Und was bedeutet es überhaupt, im Amerika des 21. Jahrhunderts schwarz zu sein?
Das afroamerikanische Filmemacherkollektiv TNEG, bestehend aus Arthur Jafa, Kahlil Joseph und Malik Sayeed, unternimmt eine Reise durch das heutige Amerika auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen. Stationen dieser Reise sind Brooklyn (NY), Atlanta (Georgia), Clarksdale (Mississippi), Birmingham (Alabama) und Los Angeles (Kalifornien). Zu Wort kommen unter anderem bekannte afroamerikanische Kulturgrößen wie die bildende Künstlerin Kara Walker, der Filmemacher Charles Burnett, die ehemalige Black-Panther-Aktivistin Kathleen Cleaver, der Musiker Melvin Gibbs sowie die Theoretiker Hortense J. Spillers und Fred Moten. Sie sprechen über ihre persönlichen Erfahrungen als Afroamerikaner im Amerika von heute und die Aktualität, die Kings politischer Traum weiterhin hat.
TNEG wurde 2008 in Los Angeles aus dem Bedürfnis heraus gegründet, eine Plattform für afroamerikanisches Arthouse-Kino zu schaffen. Gründungsmitglied Arthur Jafa arbeitete als Kameramann unter anderem für John Akomfrah und Spike Lee, bevor er 1995 mit "Slowly This" sein Regiedebüt gab. Es folgten die Spielfilme "Tree" (1999) und "Deshotten 1.0" (2009). Der Kameramann und Filmemacher Malik Sayeed hat neben Filmen und Werbespots auch viele Musikvideos gedreht, so zum Beispiel für Lauryn Hill, Jay-Z, Prince und Wyclef Jean. Kahlil Joseph, das jüngste TNEG-Mitglied, hat bisher vor allem Kurzfilme realisiert, darunter das fantastische traumwandlerische Video "Until the Quiet Comes" für den Rapper Flying Lotus, das 2013 beim Sundance-Festival den Special Jury Prize Short Filmmaking gewonnen hat. Thema: Martin Luther King: "I have a dream"
"I have a dream" lautet der Titel der berühmten Rede des afroamerikanischen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King, die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in der amerikanischen Hauptstadt vor dem Lincoln Memorial hielt. In einer aufrüttelnden, lebendigen Sprache machte der Baptistenpastor damals vor über 250.000 Menschen auf die unerträglichen Zustände im Amerika der 60er Jahre aufmerksam und brachte damit eine Bürgerrechtsbewegung ins Rollen, die den Staat für immer verändern sollte.
King benutzte seine Rede als negative Hommage auf den für die afroamerikanische Bevölkerung der USA unerreichbaren American Dream. Dabei lehnte er sich an Worte aus der Bibel, der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, der US-Verfassung sowie aus der Erklärung zur Sklavenemanzipation und der sogenannten Gettysburg-Address-Rede, die beide vom US-Präsidenten Abraham Lincoln stammten. Martin Luther Kings Rede, die zu den Meisterwerken der Rhetorik gezählt wird, war nicht nur ein politisches, sondern auch ein medienhistorisches Ereignis: Am 28. August 1963 präsentierte Martin Luther King sich via Liveübertragung im Fernsehen als großer, charismatischer Bürgerrechtler, den viele nun als "moralisches Gewissen der Nation" ansahen.
So nahm Barack Obama, der erste offizielle schwarze Präsidentschaftskandidat in den USA, nicht zufällig am 28. August 2008, dem 45. Jahrestag der Rede Martin Luther Kings, die Nominierung seiner Partei offiziell an. Auch sein Wahlkampfslogan von 2008, sein "Yes we can!", erinnert stark an den Titel von Kings Rede "I have a dream". Die Wahl und Wiederwahl Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ist sicherlich ein Meilenstein auf dem Weg einer Normalisierung der Beziehungen zwischen schwarzen und weißen Amerikanern. Dennoch sind die USA von der Erfüllung des Traumes von Martin Luther King noch weit entfernt. So bleibt zum Beispiel der Kampf gegen Armut und Hoffnungslosigkeit in den schwarzen Ghettos zusammen mit dem Kampf gegen Rassismus die größte Herausforderung für alle Bürgerrechtler, Politiker und Kulturschaffende, die sich als Erben von Martin Luther King verstehen.
50 Jahre nach Kings berühmter Rede taucht der Thementag "I have a dream" in die Geschichte des schwarzen Bürgerprotests ein und fragt, was aus dem Traum geworden ist. Zu Beginn ist die Rede Martin Luther Kings noch einmal in voller Länge zu sehen. Anschließend zeigen Spielfilme und Dokumentationen die realen Lebensbedingungen der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA und den Einfluss der Bürgerrechtsbewegung auf die Veränderungen der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse im Land.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 14.07.2021 um 01:35 Uhr auf arte.
14.07.2021 01:35 Uhr arte
23.08.2020 02:50 Uhr arte
23.08.2020 02:45 Uhr Arte
23.10.2014 01:30 Uhr arte