Taiwan - Demokratielabor im Schatten Chinas

Frankreich 2020

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Die Volksrepublik China hat schon lange ein Auge auf das keine 200 Kilometer von seiner Küste entfernt im Südchinesischen Meer gelegene Taiwan geworfen. Zwar ist der 24 Millionen Einwohner starke Nachbar de facto ein unabhängiger Staat mit eigener Flagge, Hymne, Währung und Sprache sowie eigenen Institutionen, doch in den Augen Pekings ist Taiwan nur eine abtrünnige Provinz, die es in den Schoß des Mutterlands zurückzuholen gilt. Für Peking ist die Sache klar: ein Land, zwei Systeme - wie auch im Falle Hongkongs.
Doch die Taiwaner, allen voran ihre Präsidentin Tsai Ing-wen, wehren sich vehement gegen den Einfluss der chinesischen Übermacht. Dem Druck Pekings setzen sie eine transparente, digitale Demokratie entgegen. Tatsächlich hielt die Demokratie zur selben Zeit wie das Internet im ostasiatischen Inselstaat Einzug. 20 Jahre später nahm die Generation "Made in Taiwan" das Schicksal ihres Landes in die Hand. 2014 erlangte die sogenannte Sonnenblumenbewegung mit der Besetzung des Parlaments weltweite Aufmerksamkeit. Ihr gehören Hacker, Programmierer, Softwareentwickler und sogar Minister an.
Ihre Ikone ist Audrey Tang, eine anarchistische LGBT-Aktivistin und seit 2016 Digitalministerin. Zusammen mit ihrem Team setzt sie sich tagtäglich für eine größere Bürgernähe der taiwanischen Politik ein. Ihre Waffe: Code-Zeilen. Ihre Mission: Taiwan zum weltweiten Vorzeigelabor für direkte Demokratie zu machen.
Die chinesische Zentralregierung nimmt diese Entwicklung sehr ernst und reagiert mit Cyberattacken - bis zu fünf Millionen pro Tag! Peking, das vor einiger Zeit in dieser Hinsicht noch im Schatten Russlands stand, will nun die neue digitale Supermacht werden. Das taiwanische Demokratielabor, das internationale Beobachter anfangs nur belächelten, kämpft heute an vorderster Front im internationalen Cyberkrieg.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 13.07.2021 um 22:00 Uhr auf arte.