Expeditionen ins Tierreich (1/2)
Mythos Amur - Zwischen Russland und China
Der Amur zählt zu den längsten Flüssen der Erde und ist dennoch kaum bekannt. Dabei ist sein Einzugsgebiet viermal so groß wie Deutschland und erstreckt sich über die Mongolei, Russland und China.
Die zweiteilige Dokumentation "Mythos Amur" erkundet die weitgehend unberührte Natur entlang des Flusses Amur in Ostasien. Sie begibt sich auf die Spur der letzten Sibirischen Tiger und Amurleoparden und folgt den riesigen Gazellenherden durch die mongolische Steppe.
Die ungewöhnliche Entdeckungsreise gegen den Strom, vom Pazifik 5.000 Kilometer landeinwärts bis zu den Quellflüssen in der Mongolei, beginnt am Mündungsdelta, dort, wo die Küsten des Japanischen und des Ochotskischen Meeres in der Tatarenstraße aufeinander treffen. Wenn hier die Lachse auf ihren alljährlichen Wanderungen vorüberziehen, werden sie bereits von Braunbären, Robben und Seevögeln erwartet. Die Fische, die das große Fressen überleben, ziehen weiter den großen Strom aufwärts in die Zuflüsse des Amur zu den Laichplätzen im Sichote-Alin-Gebirge.
Hier liegen die Siedlungen der Udege. Sie leben seit Jahrhunderten im Reich des Amurtigers. Dessen bevorzugte Beute sind Sikahirsche. Im Winter, wenn der Ferne Osten Russlands für Monate von strengem Frost beherrscht wird, überleben viele Tiere dank der Beuterisse der Tiger. Auch für die "Flussmenschen" vom Volk der Nanai brechen harte Zeiten an. Den Ureinwohnern, die traditionell vom Fischfang leben, erschwert eine meterdicke Eisdecke den Zugang zu ihren Fanggründen.
Immer wieder tritt der Amur über seine Ufer. Noch reguliert kein Staudamm den großen Strom. Sein Flussbett verändert sich ständig. Die Tierwelt am und im Fluss, etwa die Seeschwalben, die Chinesischen Weichschildkröten oder die seltenen Störe, sie alle sind abhängig vom ungebändigten Amur.
Über 2.000 Kilometer markiert der Strom die längste Flussgrenze der Welt und trennt Russland und China. Die Landschaften entlang der Ufer könnten unterschiedlicher kaum sein: Auf der chinesischen Seite prägen ausgedehnte Reisfelder das Bild, Monokulturen, die keinen Lebensraum für Tiere bieten. Auf der russischen Seite ist die ursprüngliche Naturlandschaft weitgehend erhalten. Dorthin zieht es die Wildtiere.
Der bedeutendste Nebenfluss des Flusses Amur auf chinesischer Seite ist der Songhua. Er entspringt in den Bergen an der Grenze zu Nordkorea. Durch die abgeschiedenen Wälder streifen nicht nur Amurtiger, sondern auch die vom Aussterben bedrohten, letzten Amurleoparden. Seit einiger Zeit geht China konsequent gegen Wilderer vor, die Tiger und Leoparden stark dezimiert haben. Chinesische Ranger patrouillieren im Rahmen eines Schutzprogramms regelmäßig in der fast menschenleeren Gegend. Mithilfe von Kamerafallen versuchen sie vor allem den Bestand der Amurleoparden zu dokumentieren. Manche Aufnahmen sind eine wahre Sensation.
Ein Film von Klaus Feichtenberger und Franz Hafner
Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 20.01.2021 um 20:15 Uhr auf Radio Bremen TV.
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