corona nachgehakt

Wie umgehen mit Erkältung und Grippe?

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Husten, Schnupfen, Halsweh, Kopf- und Gliederschmerzen - typische Corona-Symptome. Allerdings treten sie genauso auf bei einer Erkältung oder Grippe. Und im Winter haben sie Hochsaison. Was bedeutet das für den verantwortungsvollen Umgang mit Corona? Wann sollten Arbeitnehmer und Schüler zu Hause bleiben? Und wie lange? Wie funktioniert das mit der Krankmeldung? Wer wird getestet? Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Claudia Davies fragt Professor Dr. med. Gerhard A. Wiesmüller, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes Köln, nach Konzepten für den Winter.


Husten, Schnupfen, Halsweh, Kopf- und Gliederschmerzen - typische Corona-Symptome. Allerdings treten sie genauso auf bei einer Erkältung oder Grippe. Und im Winter haben sie Hochsaison. Was bedeutet das für den verantwortungsvollen Umgang mit Corona? Wann sollten Arbeitnehmer und Schüler zu Hause bleiben? Und wie lange? Wie funktioniert das mit der Krankmeldung? Wer wird getestet? Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Gesundheitsämter. Sie dokumentieren die Fallzahlen und sollen Infektionsketten aufzuspüren und unterbrechen, etwa durch Anordnung von Quarantäne. Eine umfangreiche Arbeit, zumal viele Gesundheitsämter unterbesetzt sind. Es fehlen Ärzte, die in Krankenhäusern deutlich besser bezahlt werden - anderes Personal muss aus fachfremden Bereichen hinzugezogen werden. Jetzt wollen Bund und Länder mit einem Pakt zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitssystems helfen.

In "Corona nachgehakt - Wie umgehen mit Erkältung und Grippe" fragt Claudia Davies, Professor Dr. med. Gerhard A. Wiesmüller, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes Köln, nach Konzepten für den Winter.

Im Herbst beginnt in Deutschland die Grippesaison. Damit wird der Zeitraum bezeichnet, in dem Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren. Das ist in Deutschland üblicherweise von Anfang Oktober bis Mitte Mai der Fall. In einer Studie warnen britische Wissenschaftler nun vor dem Zusammentreffen der Corona-Virus-Pandemie mit einer Grippewelle. Den Forschern zufolge gebe es im Winter ein höheres Infektionsrisiko, da sich die Menschen dann vermehrt in geschlossenen Räumen aufhielten. Demnach könne ein zweiter Corona-Ausbruch zwischen September und Juni 2021 deutlich schlimmer ausfallen als der erste.

Derzeit gibt es noch keinen Impfstoff gegen das Corona-Virus. Ärzte und Politiker raten deshalb, die Grippeimpfung in diesem Jahr verstärkt zu nutzen. Hintergrund ist auch hier die Belastung des Gesundheitssystems durch die Corona-Pandemie. So erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gegenüber der Welt am Sonntag: "Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften". Die Bundesregierung habe daher zusätzlichen Impfstoff bestellt. "Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun", so der CDU-Politiker weiter.

Etwa 26 Millionen Impfstoffdosen sind in Deutschland für die kommende Grippesaison verfügbar - darunter sechs Millionen Dosen, die das Bundesgesundheitsministerium wegen der Corona-Pandemie zusätzlich beschafft hat. Zwar können sich damit mehr Menschen impfen lassen als 2019 (21 Millionen), für die gesamte Bevölkerung reicht der Impfstoff allerdings nicht.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Impfung gegen Grippe daher für alle, die ein erhöhtes Risiko haben, besonders schwer zu erkranken. Dazu zählen Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke jeden Alters, Schwangere sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.

Nach Angaben der STIKO sind die Risikogruppen bisher in Deutschland allerdings nur unzureichend geimpft. So wurden in der Risikogruppe der über 60-Jährigen in den letzten Jahren nur etwa 30 Prozent und bei den Personen mit chronischen Grundleiden nur etwa 20 bis 50 Prozent geimpft. Ziel der WHO und der EU sind 75 Prozent.

Zwar kann eine Grippeimpfung nicht vor dem Corona-Virus schützen. Sie verringere allerdings das Risiko, an zwei Infektionen gleichzeitig zu erkranken, wie Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, erklärt. So könnte eine sogenannte "Koinfektion" besonders für Risikogruppen gefährlich werden. Der Deutschen Krankenhausgesellschaft zufolge ist eine hohe Impfquote 2020 zudem "besonders wichtig, da sich Grippe- und Covid-Symptome teilweise ähnlich sind". Durch eine hohen Influenza-Impfquote ließe sich so eine tatsächliche Corona-Infektion leichter eingrenzen. Zudem könne eine Grippeimpfung das Immunsystem so stärken, dass eine Infektion mit dem neuartigen Erreger Sars-CoV-2 harmloser verlaufe, so der Präsident der deutschen Ärztekammer, Klaus Reinhardt. Demnach stelle jede Impfung "ein Trainingsprogramm für das Immunsystem dar".

Rheinhardt hält es außerdem für möglich, dass die Grippewelle in diesem Herbst und Winter harmloser verlaufe als in früheren Jahren. So würden durch die Corona-Routine - z.B. häufiges Händewaschen, Maskentragen und Abstandhalten - Infektionen insgesamt reduziert.


In "corona nachgehakt" stellen Wissenschaftler und Ärzte neueste Forschungsergebnisse vor. In jeder Ausgabe des 15-minütigen Formats geht es im Gespräch mit Wissenschaftlern und Medizinern aus allen Fachbereichen um einen bestimmten Aspekt des Virus.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 28.09.2020 um 00:30 Uhr auf phoenix.