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Burkina Faso: Die Labyrinthstadt

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Dieses Mal ist der französische Philosoph Philippe Simay im burkinischen Dorf Tiébélé zu Gast. Das Dorf liegt im Grenzgebiet zwischen Burkina Faso und Ghana, 172 Kilometer südlich der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou. An der Seite von Cyril, einem der Prinzen von Tiébélé, lernt Philippe Simay hier ein Volk kennen, für das Architektur vor allem Sache der Gemeinschaft ist: die Kassena. Hier befindet sich der architektonisch faszinierende Königshof: Durch seine unterschiedlich geformten Lehmhütten, die mit farbigen Motiven verziert sind, entsteht auf 1,5 Hektar Fläche ein organisches Gesamtkunstwerk.


Das Dorf Tiébélé liegt im Grenzgebiet zwischen Burkina Faso und Ghana, 172 Kilometer südlich der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou. An der Seite von Cyril, einem der Prinzen von Tiébélé, lernt Philippe Simay hier ein Volk kennen, für das Architektur vor allem Sache der Gemeinschaft ist: die Kassena.
In dem 17.000-Einwohner-Dorf befindet sich der architektonisch faszinierende Königshof: Durch seine unterschiedlich geformten Lehmhütten, die mit farbigen Motiven verziert sind, entsteht auf 1,5 Hektar Fläche ein organisches Gesamtkunstwerk mit großer Symbolik. Unterteilt ist der Hof in einzelne Gehöfte, innerhalb derer sich mehrere Haushalte befinden, die wiederum in kleine Hütten aufgeteilt sind. Doch was an ein Labyrinth erinnert, hat System: Junge, ledige Menschen bauen kleine Rundhütten, verheiratete Paare größere rechteckige Häuser. Die Bauten werden dabei um das "Mutterhaus" herum gruppiert, in dem in der Regel die Großmutter wohnt und die Schätze und Fetische der Familie hütet.
Die Rohstoffe für den Hausbau stammen alle aus der Umgebung und werden recycelt. Philippe ist fasziniert von der großen familiären Solidarität, die in Tiébélé herrscht. Jeder hat teil an der Entstehung eines Hauses. Dabei gibt es eine klare Rollenverteilung: Die Männer bauen die Häuser und die Frauen bemalen sie im Anschluss. Die Wandmalereien haben dabei mehr als nur dekorativen Wert; sie dienen auch als Schutzanstrich vor Regengüssen und als Gedächtnis der Kassena. Materialien, Techniken und Gesänge bilden die Basis des sozialen Zusammenhalts der Kassena. Indem sie gemeinsam bauen, bilden sie eine Einheit - in Raum und Zeit.
Von den Pfahlhütten im Amazonas bis hin zu den Mikrohäusern der Metropole Tokio: Wohnraum kann ganz unterschiedlich gestaltet sein. Den verschiedenen Wohnformen liegt dabei jedoch stets dieselbe Frage zugrunde: Wie kann sich der Mensch den Raum zu eigen machen, um dort in Sicherheit, in Gemeinschaft und im Einklang mit der Umgebung zu leben? Der französische Philosoph Philippe Simay stellt ungewöhnliche Behausungen in aller Welt vor und erkundet, was die Architektur über die Lebensweise der Bewohner aussagt.

Dokumentationsreihe Frankreich 2015

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 16.03.2019 um 10:55 Uhr auf arte.