Jens Harzer
Jens Harzer (* 14. März 1972 in Wiesbaden) ist ein deutscher Schauspieler und seit März 2019 Träger des Iffland-Ringes.
Jens Harzer wurde 1972 in Wiesbaden geboren und wuchs dort auf. Die Schauspielerei entdeckte er als Schüler in der Theater-AG des Gymnasiums am Mosbacher Berg für sich. Daneben war er in seiner Jugend ein talentierter Mittelstreckenläufer und nahm an Deutschen Meisterschaften teil. Im Alter von 19 Jahren bewarb Harzer sich zur Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Die Mitglieder der Prüfungskommission hatten zunächst Zweifel, da Harzer zu zurückhaltend auf sie wirkte. Daraufhin übte Jörg Hube, der damalige Leiter der Schule, mit Harzer die Rolle des St. Just aus Dantons Tod ein, woraufhin Harzer die Aufnahmeprüfung bestand und von 1991 bis 1993 seine Schauspielausbildung absolvierte.
Noch vor Ende der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule wechselte Harzer an die benachbarten Münchner Kammerspiele unter Intendanz von Dieter Dorn. In Dorn fand Harzer einen Förderer, dem er sich in seiner „Sprachversessenheit“ verbunden fühlte und mit dem er ab 1992 fast zwei Jahrzehnte lang zusammenarbeitete. An den Kammerspielen spielte Harzer früh große Rollen wie etwa Roberto Zucco, Urfaust, Torquato Tasso und Amphitryon. Wegweisend für Harzers weiteren Werdegang sollte die Uraufführung des Stücks Ithaka von Botho Strauß unter der Regie von Dieter Dorn im Jahr 1996 werden. [ 11] Harzer, der auf Bitten von Dorn für einen Kollegen einsprang, spielte darin den Sohn des Odysseus, der von Harzers Idol Bruno Ganz verkörpert wurde.[ 12] Obwohl es ihre einzige gemeinsame Inszenierung blieb, waren Harzer und Ganz sich fortan eng verbunden.[ 13]
Einen Wechsel an die Berliner Schaubühne 1999 zu Thomas Ostermeier brach Harzer nach nur einer Produktion ab und kehrte zu Dieter Dorn nach München zurück.[ 14] [ 15] Als Dorn 2001 von den Kammerspielen ans Residenztheater wechselte, folgte ihm Harzer dorthin. Gastspiele führten Harzer in dieser Zeit etwa ans Wiener Burgtheater und ans Deutsche Theater in Berlin. Dort feierte 2008 die Inszenierung von Onkel Wanja unter Regie von Jürgen Gosch Premiere, in der Harzer den Arzt Michail Lwowitsch Astrow spielte. Die Inszenierung war ein überragender Erfolg und wurde von der Jury der Zeitschrift Theater heute zur „Inszenierung des Jahres“ gewählt. Für ihre Rollen des Onkel Wanja und Astrow wurden Ulrich Matthes und Harzer 2008 gemeinsam zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt.[ 16] Das Stück gehört auch im Jahr 2020 noch zum Repertoire des Deutschen Theaters.[ 17]
Bereits ab dem Jahr 2000 trat Harzer neben seinem Ensemble-Engagement in München regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf. Von 2002 bis 2004 spielte er in Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Inszenierung von Christian Stückl die Rolle des Tods.[ 18] 2011 war Harzer in der Uraufführung von Peter Handkes Immer noch Sturm unter Regie von Dimiter Gotscheff in der Rolle des Ich-Erzählers zu sehen.[ 19] Die Inszenierung wurde an das Thalia Theater übernommen und steht dort auch 2020, neun Jahre nach der Premiere, noch auf dem Spielplan.[ 20]
2009 wechselte Harzer nach 16 Jahren im Ensemble von Dieter Dorn ans Thalia Theater in Hamburg, an dem Joachim Lux in jenem Jahr die Intendanz übernommen hatte.[ 21] Seit 2009 liest Harzer in Hamburg einmal jährlich aus den Verhörprotokollen des NS-Widerstandskämpfers Georg Elser, für den Harzer nach eigener Aussage „große Sympathie“ empfindet.[ 22] Für seine Rolle des Marquis Posa in Schillers Don Carlos, inszeniert von Jette Steckel, wurde Harzer 2011 von der Jury der Zeitschrift Theater heute erneut als „Schauspieler des Jahres“ ausgezeichnet.[ 23]
Harzer ist ein großer Verfechter der Idee des Ensembletheaters.[ 24] 2017 mahnte er in einer Laudatio bei der Verleihung des Boy-Gobert-Preises, die Schlagzahl an Premieren und Events nicht weiter zu erhöhen und sich auf das Spielen zu konzentrieren.[ 24] [ 25]
Nach dem Tod von Bruno Ganz wurde im März 2019 dessen Verfügung bekanntgegeben, mit der er Harzer zum neuen Träger des Iffland-Ringes bestimmt hatte. Wenige Tage zuvor hatte Harzer bei der Trauerfeier von Ganz die Trauerrede verlesen.[ 26] Die Übergabe erfolgte am 16. Juni 2019 im Wiener Burgtheater.
Im April 2024 wurde bekanntgegeben, dass Harzer das Thalia Theater mit dem Ende der Intendanz von Joachim Lux nach der Spielzeit 2024/2025 verlassen wird. Zur Spielzeit 2025/26 wird er sich dem Berliner Ensemble anschließen.[ 27]
Obwohl Harzers Schwerpunkt immer das Theater geblieben ist, wirkt er gelegentlich in Kino- und Fernsehfilmen mit. In Requiem von Hans-Christian Schmid war er 2006 in der Rolle eines katholischen Priesters zu sehen, in Bülent Akıncıs Der Lebensversicherer ebenfalls 2006 als lebensmüder Vertreter. 2016 spielte er in der Verfilmung von Die schönen Tage von Aranjuez von Wim Wenders nach dem gleichnamigen Zwei-Personen-Stück von Peter Handke die Rolle des Schriftstellers. Im Fernsehen war er in drei Tatort-Filmen, der finalen Episode des Tatortreinigers sowie in Babylon Berlin zu sehen. Daneben wirkt Harzer auch bei Hörspielen und Hörbüchern mit.
Jens Harzer lebt in Hamburg. Er ist verheiratet mit der Schauspielerin Marina Galic[ 28] und hat zwei Kinder[ 29] .
Seit 2013 ist er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, in der Sektion Darstellende Kunst;[ 30] außerdem ist er Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.[ 31]
https://www.thalia-theater.de/ueber-uns/ensemble/schauspiel/darsteller/jens-harzer
Details
Vorname: | Jens |
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Geburtsdatum: | 14.03.1972 (♓ Fische) |
Geburtsort: | Wiesbaden |
Nationalität: | Deutschland |
Sprachen: | Deutsch; |
Geschlecht: | ♂männlich |
Berufe: | Bühnenschauspieler, Filmschauspieler, |
Mitgliedschaft: | Akademie der Künste Berlin, |
Merkmalsdaten
GND: | 128977388 |
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LCCN: | N/A |
NDL: | N/A |
VIAF: | 49033018 |
BnF: | N/A |
ISNI: | N/A |
LCNAF: | no2008044712 |
Filmportal: | N/A |
IMDB: | N/A |