Vera Molnár
Vera Molnár (geboren als Vera Gacs 5. Januar 1924 in Budapest; gestorben 7. Dezember 2023 in Paris) war eine französische Medienkünstlerin ungarischer Herkunft. Als Künstlerin aus dem Feld der konstruktiv-konkreten Kunst gilt sie als bedeutende Pionierin der Computerkunst.
Vera Gacs wurde 1924 in Budapest geboren. Bereits als Kind beschäftigte sie sich mit der systematischen Untersuchung ihrer Umwelt und den daraus resultierenden visuellen Experimenten. Sie studierte von 1942 bis 1947 Malerei, Kunstgeschichte und Ästhetik an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest. Seit dieser Zeit beschäftigte sie sich besonders mit der abstrakten, geometrisch-konstruktiven Malerei, ihre Arbeiten sind seit 1946 gegenstandsfrei und selbstbezüglich. Nach einem Stipendienaufenthalt in Rom zog sie 1947 nach Paris.
Von 1959 bis 1968 arbeitete sie nach der méthode imaginaire: Ausgehend von Quadraten und Punkten in diesen Quadraten stellte sie Regeln auf und variierte diese mit kleinen Abweichungen. Dabei entstanden serielle Werke, die ihre Spannung aus „1 Prozent Unordnung“ aufbauen.
1960 war sie eines der Gründungsmitglieder der GRAV – Groupe de Recherche d’Art Visuel, 1967 beteiligte sie sich an der Gründung der Gruppe Art et Informatique am Pariser Institut für Ästhetik und Kunstwissenschaften. 1968 entstanden ihre ersten computergenerierten Kunstwerke, in den Jahren 1974 bis 1976 entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Mann das Computerprogramm MolnArt. 1976 fand in der Galerie des London Polytechnic ihre erste Einzelausstellung statt. 1979 nahm sie am Kunstfestival Ars Electronica teil. Von 1985 bis 1990 war sie Lehrbeauftragte im Fachbereich Bildende Kunst und Kunstwissenschaft an der Universität Sorbonne in Paris. 2006 begründete sie die Open Structures Art Society (OSAS) in Budapest mit.
Sie heiratete 1948 den ungarischen Künstler François Molnár (1922–1993). Vera Molnár starb am 7. Dezember 2023 in Paris, weniger als einen Monat vor ihrem 100. Geburtstag.[ 11]
Molnar gilt als Vordenkerin und Pionierin der Computerkunst bzw. generativen Kunst.[ 13] Der Computer als Werkzeug erleichterte ihre Arbeit und ermöglichte es ihr, in „unvorstellbare“[ 14] Bildwelten einzutauchen.[ 15] Seit 1968[ 16] verwendete sie Computerprogramme als künstlerisches Medium, um formale Systeme und Handlungsabfolgen zu entwickeln, die als bestimmende Syntax den Formen, Linien und Farbwerten ihres zeichnerischen und malerischen Werks zu Grunde liegen.
Als Meilenstein gilt dabei das gemeinsam mit ihrem Mann erstellte Computerprogramm Molnart.[ 17] Die in der Programmiersprache Fortran geschriebene Software ermöglicht nach eigenen Angaben der Künstlerin ein „systematisches bildhaftes Experimentieren“ („expérimentation picturale systématique“).[ 18] Während ihr Zeitgenosse Harold Cohen sein Programm AARON als eigenständiges Kreativmedium sah, sagte Molnar über ihre Computernutzung: „Ich setze den Computer ein, um verschiedene Formen zu kombinieren, in der Hoffnung, dass dieses Instrument mir hilft die Grenzen von Lernen, Kulturerbe, Umwelteinflüsse; kurz gesagt: das soziale Umfeld, was als unsere zweite Haut angesehen werden muss, zu überwinden.“[ 19]
Durch die Einbeziehung des Computers in ihr künstlerisches Schaffen setzte sie sich zudem konzeptionell mit Fragen über Originalität und Reproduktion auseinander. Diese führten sie zum Diskurs, in welchem Verhältnis das Werk in Abhängigkeit vom Autor steht.[ 20] Ihre seriellen Arbeiten beschränken sich auf wenige Formen und eine reduzierte Farbpalette, die auf zahlreiche Strukturen variiert wird. Sie analysiert die jeweiligen Variationsschritte digital und bestimmt sie mathematisch.
Später experimentierte Molnar mit dem Tintenstrahldrucker, sie gab zu viel Tinte ein, um dicke Ränder von schwarzen Balken auf Papier zu bringen. So wurde das Weiß des Papiers in „überlappenden Anordnungen“ in unterschiedlicher Farbtiefe eingefärbt. So spielte sie in ihrem Werk mit der Abweichung, dem Zufall und dem Unberechenbaren.
Molnár kann auf zahlreiche Ausstellungen in Europa, USA und Japan zurückblicken. Etliche ihrer Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, so zum Beispiel in der Sammlung Marli Hoppe-Ritter im Museum Ritter. Im September 2005 erhielt sie für ihr Lebenswerk den mit 20.000 Euro dotierten internationalen Preis für digitale Kunst [ddaa] d.velop digital art award des Digital Art Museums in Berlin.[ 21]
Details
Vorname: | Veronica |
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Geburtsdatum: | 05.01.1924 (♑ Steinbock) |
Geburtsort: | Budapest |
Sterbedatum: | 07.12.2023 |
Sterbeort: | 13. Arrondissement von Paris |
Nationalität: | Frankreich |
Sprachen: | Französisch; |
Wirkungsstätte: | Paris, |
Geschlecht: | ♀weiblich |
Berufe: | Digitalkünstler, algorithm artist, Maler, Bildhauer, Schmuckdesigner, |
Merkmalsdaten
GND: | 119255138 |
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LCCN: | N/A |
NDL: | N/A |
VIAF: | 61645784 |
BnF: | N/A |
ISNI: | N/A |
LCNAF: | no2001099962 |
Filmportal: | N/A |
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