Myanmar - Leben am Großen Strom

Ayeyarwady – Von Mandalay ins Delta

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Myanmar, das einstige Birma, hat sich nach fünf Jahrzehnten Militärdiktatur geöffnet und demokratische Reformen begonnen. Ein Fluss prägt das Land völlig: der Ayeyarwady. Über 2.170 Kilometer durchfließt er das Land - als Lebensader, Kulturstifter und zentraler Verkehrsweg. Er verbindet die wichtigsten historischen Orte Myanmars wie Mandalay, Bagan, Yangon und ist gesäumt von goldglänzenden Stupas, Tempeln und Pagoden. Im zweiten Teil beginnt die Reise in Mandalay und geht bis ins Delta hinunter.
In Mandalay lehrt Mönch Owen, 24 Jahre jung, in einer Schule kritisches Denken im Sinne Buddhas. Mit seinen Schülern unternimmt er einen Ausflug zu den Hügeln von Sagaing, dem Zentrum buddhistischer Lehre im Land. Hoch überm Fluss leben über 8.000 Mönche und Nonnen.
Das größte Schiff auf dem Fluss, die "Mya-Ayeya", kennt jedes Kind. Die 100 Jahre alte zweistöckige Fähre mit ihren zwei vertäuten Lastkähnen ist ein schwimmender Supermarkt, der viermal jährlich Birmas großen Strom rauf- und runterfährt. Über die Schiffslautsprecher ertönt der "Marktbootsong", wenn sich das Schiff einem Dorf nähert. Dann wird bis abends um zehn Markt abgehalten, eine Sensation für die entlegenen Dörfer. Leider will die Regierung das Marktboot stilllegen, heißt es. Mit der Öffnung Myanmars setzt man auf Straßenbau.
Yangon, das britische Rangun, ist der Heimathafen des Marktbootes und die größte Stadt des Landes. Direkt am Hafen liegt die koloniale Altstadt. Von hier aus haben die Briten einst ihre Kolonie regiert. Durch die lange Isolation des Landes ist die Stadt bis heute geprägt vom Charme der Kolonialgebäude. Manche sind morbide, andere werden als Schulen, Krankenhäuser oder Gerichte bis heute genutzt, in allerberster Lage zumeist. Nun bieten Investoren viel Geld, um die kolonialen Erbstücke abzureißen und Hochhäuser zu bauen.
Mit einer Marionetten-Theatergruppe verlässt der Film Yangon. Kurz vor der Mündung verzweigt sich der Strom in ein mächtiges Delta. Wo der längste Flussarm in den Golf von Bengalen mündet, steht die letzte goldene Pagode des Ayeyarwady.
Für das Filmteam war es eine Zeitreise in ein "Asien vor 30 Jahren". Isolation und Wirtschaftssanktionen haben Myanmar vom Aufbruch Asiens bisher ferngehalten. Das ändert sich gerade. Die zweiteilige Dokumentation zeigt "ein Land, das sich rasant verändern wird", sind sich die Filmemacher sicher. Mit Kameramann Alok Upaphyay haben sie sich mit den Besten von Birmas jungen Filmtalenten verbündet: Ko Same (zweite Kamera), Sai Kong Kham (Ton) und We Ra (Organsation), um in gemischten Teams den Menschen nahezukommen. Die Wende im Land, berichten sie, ist auch fernab der Städte spürbar. Erstmals erteilte die Regierung eine umfassende Dreherlaubnis und verzichtete darauf, einen staatlichen Aufpasser mitzuschicken.
Ein Film von Rolf Lambert und Bernd Girrbach

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 02.06.2023 um 10:35 Uhr auf HR.