Uwe Kockisch - Der Commissario aus Cottbus

Über zwölf Jahre ermittelte Uwe Kockisch als Commissario Brunetti für die ARD- Krimireihe "Donna Leon" in Venedig: Fast sieben Millionen sahen ihm zu, wenn er zweimal im Jahr einen neuen Fall löste. Für den Schauspieler Kockisch, der sich niemals einen "Star" nennen würde, der rote Teppiche und Interviews gern meidet, ein ungeheurer Popularitätsschub. Wie kommt ein Jüngling aus der Provinz und ohne künstlerische Ambitionen fünfzig Jahre später an einen der schönsten Drehorte der Welt?
Kockischs Biografie ist abenteuerlich genug, um erzählt zu werden. 1944 in Cottbus geboren und aufgewachsen, bewegt er sich als Teenager im ungeteilten Berlin zwischen dem Kaugummigeruch des Westens und der Friedenstaube des Ostens. Als die Mauer gebaut wird, ist Uwe 17 und will fliehen. Der Plan wird verraten, ein Jahr sitzt er in Haft. Zwangsläufig lernt er mehr dazu als jede Lehrstelle ihm hätte vermitteln können. Er lernt zu beobachten und abzuwägen, Menschen und Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Eigenschaften, die ihm später als Schauspieler sehr von Nutzen sein werden.
Seitdem: Berliner Schauspielschule "Ernst Busch", Theater in Cottbus und Karl-Marx-Stadt, 20 Jahre am Maxim-Gorki in Berlin, DEFA-Filme, Rollen im "Tatort", im "Polizeiruf 110" und nun, Ironie der Geschichte, ein Generalmajor der Staatssicherheit. In "Weißensee", einer Familiensaga von Shakespearschen Dimensionen, spielt Uwe Kockisch diesen Hans Kupfer als Menschen, der nicht nur eine Funktion, sondern auch eine Biografie und ein Herz hat.
Ungewohntes Bild: Seit einigen Jahren bei fast allen Dreharbeiten eine Frau an seiner Seite, die keine Schauspielerin ist, Christine Gautier. Mit ihr hat Kockisch, der seine Partnerschaften immer eher vorsichtig anging, eine späte Ehe gewagt und seinen Wohnsitz nach Madrid verlegt. Wir trafen beide in Madrid, Venedig und Berlin.
Film von Angela Beinemann und Lutz Pehnert

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 26.01.2023 um 23:10 Uhr auf MDR.