Bhagwan - Die Deutschen und der Guru

Quelle: ARD-Pressebild
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In den 1980er-Jahren färbte sich das Belgische Viertel in der Kölner Innenstadt plötzlich bunt. Wie aus dem Nichts tauchten junge, in verschiedene Rot-, Orange- und Lila-Töne gekleidete Menschen auf und mieteten Wohnungen und Geschäftsräume. Alle trugen sie ein Amulett mit dem Bildnis eines indischen Mannes an einer hölzernen Perlenkette um den Hals. Sie hatten merkwürdige Namen wie Ramatherta, Surabhi oder Nandano. Und sie nannten sich "Sannyasin".
Diese Sannyasin waren Anhänger des indischen Gurus Bhagwan Shree Rajneesh, der aus einem Ashram in Poona eine Lehre der Selbstfindung durch Meditation, Sex und Hingabe verbreitete. Das traf den Nerv der sinnsuchenden Jugend in der alten Bundesrepublik. Und bald gab es Kommunen des Gurus im ganzen Land.
Um diese Gemeinschaften herum entstand in Köln, Berlin, Hannover und München ein regelgerechtes Imperium aus Diskotheken, vegetarischen Restaurants, Therapie-, Meditations- und Yoga-Zentren. Die Sannyasin kauften zahlreiche Häuser in den Innenstädten und ein Schloss in Bayern. Sie gründeten Geschäfte, Agenturen, Umzugsunternehmen. Die Geschichte der deutschen Anhänger Bhagwans wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem wirtschaftlichen Triumph - endete aber kurz darauf für viele dennoch in großer Enttäuschung.
Erstmals erzählen die deutschen Jünger Bhagwans selbst ihre Geschichte - und damit auch die Geschichte der größten neureligiösen Bewegung der deutschen Nachkriegszeit. Mit großer Offenheit berichten sie packend von ihrer Faszination für die Lehren des Gurus. Warum sie alles stehen und liegen ließen, um Osho, wie sie ihren Meister nannten, erst nach Indien und dann in die USA zu folgen. Warum es sie nicht störte, dass sie alles teilen und mit dem Nötigsten auskommen mussten, während Bhagwan sich mit teuren Uhren, aufwendigen Glitzer-Roben und einer Rolls-Royce-Flotte von 93 Fahrzeugen schmückte. Und sie erzählen auch, was mit ihnen geschah, als das Imperium des "heiligen Mannes" durch Machtmissbrauch, Gier und Gewalt krachend implodierte.
Der Film erzählt die faszinierende Geschichte von Aufstieg und Fall des indischen Gurus Bhagwan erstmals aus der Perspektive seiner deutschen Anhänger. Was faszinierte sie an dem Mann, den sie Osho nannten und verehrten? Und warum gaben sie alles auf, um ihrem Idol bis nach Indien und in die USA folgen zu können?
Dem Dokumentarfilmer Jobst Knigge gelang es, das Vertrauen einiger Sannyasin zu gewinnen. Sie erzählen ihre ganz persönliche Geschichte und geben tiefen Einblick in ihr Leben mit dem charismatischen Guru in den 70er- und 80er-Jahren.
Sie berichten emotional von ekstatischen Meditationen, freier Liebe, Macht und Gewalt, von Glück und Enttäuschung und dem Aufbau eines wahren Imperiums aus Diskotheken und Restaurants, das sich von Köln über Berlin und Hannover bis nach München spannte.
Film von Jobst Knigge

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 31.10.2022 um 20:15 Uhr auf tagesschau24.