Bodensee

Urlauberlust und Anwohnerfrust

Quelle: ARD-Pressebild
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Der Bodensee ist eines der beliebtesten Urlaubsziele Deutschlands. Millionen Urlauber zieht der größte Binnensee im Dreiländereck Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr an. Er ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Händler, Hoteliers und Restaurantbesitzer der Region. Aber die Beliebtheit des Sees sorgt auch für Probleme und Ärger. Verstopfte Straßen, übervolle Innenstädte und überteuerte Mieten ärgern vor allem die Anwohner.
Jedes Jahr rettet die Wasserschutzpolizei auf dem Bodensee fast 400 Personen aus Seenot. Oft ist das unberechenbare Wetter am See schuld, häufig aber auch Leichtsinn oder Alkohol am Ruder. An sonnigen Wochenenden herrscht auf dem See Hochbetrieb. Mehr als 30000 Boote liegen direkt am oder im See, bei Wassersportlern, Tauchern und Freizeit-Skippern steht der Bodensee hoch im Kurs.
Für die Beamten der Wasserschutzpolizei heißt das Dauereinsatz: Patrouille fahren, Hilfe bei Unfällen leisten, Streitigkeiten schlichten oder einschreiten, wenn übermütige Skipper über die Stränge schlagen oder sich nicht an die Regeln halten. Wie im Straßenverkehr gibt es auch auf dem See immer wieder groß angelegte Aktionen, bei denen besonders intensiv kontrolliert wird.
Idyllischer, aber nicht weniger geschäftig ist der Arbeitsplatz von Marin Müller. Mit seiner Gärtnergruppe ist er für Deutschlands wohl bekanntesten Garten zuständig: Die berühmte Blumeninsel Mainau. "Es ist eine traumhafte Lage", schwärmt Müller, der seit fast vier Jahren hier arbeitet. Zwischen Anfang Mai und Mitte Juni verwandeln die 90 Gärtner die 45 Hektar große Insel in ein Blumenparadies. Besonders aufwendig ist der Dahlienhang, ein Blütenmeer aus 12000 Pflanzen. Jede einzelne Blume muss händisch eingesetzt werden. Die wichtigste Aufgabe der Gärtner ist es, alles in Schuss zu halten. Aufgeteilt in Teams kümmern sie sich um den Rosengarten, das Schmetterlingshaus und die italienische Blumen-Wassertreppe.
Die berühmte Blumeninsel ist auch das Ziel von Tanja Held - die jüngste Kapitänin des Bodensees in der Personenschifffahrt ist schon immer auf dem See zu Hause. Schon mit ihrem Vater war sie fast täglich auf dem Bodensee unterwegs. Heute fährt Tanja eines der beiden Schiffe des Familienbetriebs. An einem Sonntag im Hochsommer wird die "MS Gunzo" mit 150 Touristen schon sehr voll, da geht es hoch her. "Tickets verkaufen, Tourguide, Kapitänin - bei unserem kleinen Familienbetrieb mache ich das meiste selbst", erzählt Tanja. Eine Bodensee-Kapitänin mit Leib und Seele.
Die Touristenströme treffen bei den Ortsansässigen aber auch auf Skepsis: Cafés, Geschäfte und Restaurants sind rappelvoll, der Verkehr chaotisch, die Parkplatzsuche zeit- und nervenraubend. Einheimische gehen kaum noch in "ihre" Stadt, auch der Wohnungsmarkt ist vollkommen überhitzt. Schon jetzt ist Konstanz die siebtteuerste Stadt Deutschlands - bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist fast unmöglich.
Viele der Gastronomen suchen händeringend Mitarbeiter, bekommen aber keine, weil die die teuren Mieten nicht mehr bezahlen können. Stadtrat-Mitglied Holger Reile beobachtet die Entwicklung seit Jahren mit Sorge. "Der Tourismus bringt Geld, aber irgendwann muss man sich die Frage stellen, wie lange kann es so noch weitergehen?"
Die "ZDF.reportage" blickt hinter die Kulissen des Urlaubsparadieses und des Lebens im Dreiländereck.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 30.09.2022 um 22:30 Uhr auf phoenix.