Zölibat - Der katholische Leidensweg

Frankreich 2021

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Immer mehr Stimmen richten sich gegen den Zölibat und sorgen für Unruhe in der römisch-katholischen Kirche. Eine Umfrage unter Priestern, Gläubigen, Theologen und Bischöfen aus acht Ländern und drei Kontinenten hat ergeben, dass ein Großteil der Geistlichen den Zölibat nicht mehr befolgt. Die Befragten verurteilen die Heuchelei der Kirche, die über das Doppelleben von Priestern hinwegsieht und für den Leidensweg ihrer Familien verantwortlich ist. Im Hintergrund werden Fäden gezogen, um nicht noch mehr Priester zu verlieren: Betroffene berichten von Zwangsversetzungen, Ziehvätern, die Priesterkinder adoptieren, und Schweigegeld für Mütter.
Im Klerus werden indes die Auswirkungen der unmoralischen Vorgehensweisen spürbar: Immer mehr Priester verlassen ihr Amt und wollen ihr Privatleben nicht mehr geheim halten. Obwohl das Risiko einer Exkommunikation droht, leben in Österreich etwa 350 Priester offen mit ihrer Familie zusammen. Priester, die wegen ihrer Ehe aus der Kirche ausgeschlossen wurden, gehen weiterhin ihren Aufgaben in der Gemeinde nach. Messen werden teils von Frauen gehalten.
Auch in Deutschland bleibt die Kirche nicht untätig - der deutsche Episkopat hat gegen den Willen Roms eine radikale Reform eingeführt: Laienpredigerinnen und -prediger können von nun an in der Kirche Gebete und Segen aussprechen.
Dieser Ruf nach Veränderung sorgt für eine Spaltung in der Kirche. Vom Vatikan enttäuscht, verlassen progressive Priester ihre Ämter, treten unabhängigen katholischen Gemeinden bei und haben dort die Möglichkeit, eine Familie zu gründen. Anfangs gab es solche Gemeinden vor allem in Afrika - mittlerweile verbreiten sie sich auf der ganzen Welt. Um die leeren Reihen des Klerus erneut zu füllen, schrecken die Diözesen nicht davor zurück, verheiratete Priester mit Kindern aus anderen christlichen Kirchen abzuwerben. Das Ganze führt zu einer gewissen „existenziellen Schizophrenie“ der Gläubigen und der Kirche, die sich laut Papst Franziskus bereits bei den Bischöfen bemerkbar macht.
Themenabend: Religion - Macht und Missbrauch?
Die katholische Kirche kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Missbrauch, ungenügende Aufarbeitung der Fälle und fehlender Reformwille erhitzen die Gemüter auch der katholischen Christen und lassen die Zahl der Austritte in die Höhe schnellen. ARTE wirft einen Blick hinter die Kulissen der Institution.
Den Auftakt des Abends bildet die europäische Investigation „Zölibat – Der katholische Leidensweg“. Zu welchen Verwerfungen und Tragödien kann der Zölibat führen? Ist er noch zeitgemäß oder gehört er reformiert und sogar abgeschafft?
Doch nicht nur die katholische Kirche kehrt Probleme unter den Teppich: Der anschlieβende Film „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“ beleuchtet die Machtstrukturen innerhalb des tibetanischen Buddhismus, mit dem wir zunächst Meditation, Yoga und Wohlfühlen verbinden. Doch hinter der positiven Fassade verbergen sich ebenfalls zahlreiche Skandale um Pädophilie, sexuellen Missbrauch und finanzielle Veruntreuung. Warum bereitet der Dalai Lama dem kein Ende?
Kein Ende bereitete die Kirche auch nicht dem jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch auf der englischen Insel Jersey. Die Enthüllung „Insel mit dunkler Vergangenheit“ zeigt zunächst eine Insel von herausragender Schönheit: gerade mal 8 mal 14,5 Kilometer groß, ist Jersey zwischen England und Frankreich gelegen. Ihre Küstenlandschaft ist überwältigend, man wähnt sich in einer Oase des Friedens und der Gelassenheit. Doch Neil, ein einarmiger ehemaliger Kapitän, spricht nicht nur darüber, was er an der Insel besonders liebt, sondern auch über die furchtbaren Geheimnisse, die dort schlummern. Er hat die Hölle von Jersey überlebt, wie auch zahlreiche andere Opfer, die in dem Film erstmals zu Wort kommen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 13.09.2022 um 20:15 Uhr auf arte.

13.09.2022
20:15
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
23.09.2022 09:00 Uhr arte
13.09.2022 20:15 Uhr arte