Der Ladogasee

Der Ladoga ernährt Fischer und die Bewohnerinnen und Bewohner von St. Petersburg. Und er ist ein russischer Schicksalsort. Die Eroberung der Festung Schlüsselburg erlaubte Peter dem Großen, das Fenster zum Westen aufzustoßen und Sankt Petersburg zu gründen. Später wurde der Ladogasee zur Straße des Lebens für das belagerte Leningrad. Vera Rogowa erinnert sich, wie sie als junge Partisanin in Filzstiefeln und Wattejacke Lkws über den See leitete. Der einzige Ausweg während der 900-tägigen Belagerung im Zweiten Weltkrieg. Kinder wurden so aus der Stadt gerettet, Lebensmittel zu den ausgehungerten Menschen gebracht.
Heute stapfen Eisfischer mit Bohrern über den zugefrorenen See und warten bei Eiseskälte geduldig darauf, dass die Fische beißen. Ganz ungefährlich ist das nicht, denn der See friert unregelmäßig zu. Die breiten Rinnen sind schwer zu entdecken. In ihnen können Schneemobile und Autos auf Nimmerwiedersehen verschwinden, denn an einigen Stellen ist der See bis zu 200 Meter tief.
Viele Datschen stehen verlassen, eingeschneit am See, doch die edlen, schwer bewachten Villen reicher Russen sind auch im Winter erholsamer Rückzugsort. Die reichen Datschniki heizen sich ein: Sie schlagen sich mit Birkenzweigen, bis sie rot sind wie ein Krebs, und stürzen sich dann dampfend in den Schnee am Seeufer, um anschließend mit Schampanskoje nachzuspülen - ein russischer Wintertraum.
Ein Film von Rita Knobel-Ulrich

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 28.01.2022 um 10:35 Uhr auf HR.