Kriegsverbrechen vor unserer Haustür

Die Rastatter Prozesse

Im Frühjahr 1946 wird das Tribunal Général in Rastatt eröffnet. Während der nächsten drei Jahre finden vor dem Gericht im Ahnensaal des Rastatter Schlosses 235 Prozesse statt. 2130-mal wird Anklage erhoben, hauptsächlich gegen das Personal der NS-Lager auf dem Gebiet der französischen Besatzungszone. Damit gehören die Rastatter Prozesse zu den größten alliierten Kriegsverbrecherprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Trotzdem sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Das liegt nicht nur an der 100jährigen Sperrfrist, der die Gerichtsakten bis vor kurzem unterlagen, sondern auch daran, dass die Verfahren jahrzehntelang im Schatten der großen Nürnberger Prozesse standen.
Nachdem die Sperrfrist vorzeitig aufgehoben worden ist, sind nun große Teile der Prozessakten zum ersten Mal einsehbar. Zusammen mit den wertvollen Nachlässen von Prozessbeteiligten gewähren sie einen besonderen Blick auf das Geschehen im Gerichtssaal und ermöglichen es, den Verlauf der Prozesse zu rekonstruieren.
Im Mittelpunkt der Dokumentation von SWR Autorin Judith Voelker stehen aufwändige Spielszenen, die auf Gerichtsprotokollen beruhen und am Originalschauplatz im Ahnensaal des Rastatter Schlosses gedreht wurden. Sie zeigen exemplarisch ausgewählte Prozesse und die daran Beteiligten wie den französischen Staatsanwalt Joseph Granier sowie die junge deutsche Pflichtverteidigerin Helga Kloninger. Neben selten gesehenem Archivmaterial fördern Historiker:innen wie die in Saarbrücken geborene und ehemals an der Universität des Saarlandes tätige Elisabeth Thalhofer Zeugnisse und historisches Beweismaterial aus den Gerichtsakten zutage und ordnen das Geschehen im Gerichtssaal ein.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 27.01.2022 um 20:15 Uhr auf SR.