SRF DOK - Die Burnout-Gesellschaft

In der Medizin gilt Burnout nicht als eigenständige Krankheit, sondern nur als Symptom. Die Diagnose lautet oft: Depression oder Angststörung. Warum ist der Begriff Burnout dennoch so verbreitet? "Weil psychische Krankheiten noch immer tabuisiert sind", sagt der Psychologe Niklas Baer, der sich als Pionier der Arbeitspsychiatrie einen Namen gemacht hat. Burnout gelte als vorübergehende Überlastung und sei akzeptierter als andere psychischen Beschwerden. Lebenskrise Burnout Was sich alles hinter einem Burnout verbergen kann, zeigen die Geschichten dreier Personen, die sich mehr als ein Jahr von der Kamera begleiten liessen. Doris Brülhart, erfolgreiche Geschäftsführerin, erleidet nach einem schweren Brandunfall und unhaltbaren und widerlegten Vorwürfen im Beruf eine Lebenskrise. Die Folge war ein Burnout, von dem sie sich nach Jahren erholt hat. Sie hat sich entschlossen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und ein Geschäft zu eröffnen. Eray Cansev ist heute dreissig Jahre alt. Der Elektroingenieur arbeitete mit Begeisterung als Berufsschullehrer, bis er am Arbeitsplatz eine Umstrukturierung mittragen musste. Die Belastung überstieg seine Kräfte, er schied aus dem Arbeitsleben aus. Seit zwei Jahren schon versucht er mit Hilfe der Psychiatrie ins Berufsleben zurückzufinden. Und schliesslich Daniel U.: Immer wieder hat er im Job Probleme, weil er sich sehr direkt äussert. Am letzten Arbeitsplatz wird er deswegen kritisiert und gerät so unter Druck, dass er keinen Schlaf mehr findet und zusammenbricht. Es folgt die Kündigung. Heute lernt er in einer Therapie, besser zu kommunizieren. Der Umgang mit dem Burnout Im Schnitt bleiben Menschen, die unter psychischen Beschwerden leiden, die unter den Sammelbegriff "Burnout" fallen, dem Arbeitsleben 18 Monate fern - länger als bei allen anderen Krankheiten. Betroffene und Unternehmen sind oft überfordert, die Stigmatisierung ist ein Fakt. Dabei sagt Experte Niklas Baer: "Es ist völlig falsch, Menschen mit einem Burnout keine Karriere mehr zuzutrauen. Entscheidend ist, wie die Betroffenen aus ihrer Krise herausfinden." Denn wer sich aktiv um seine Gesundung bemühe, qualifiziere sich damit auch für das Berufsleben.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 28.01.2022 um 11:25 Uhr auf SRF 1.

28.01.2022
11:25
Alternative Ausstrahlungstermine:
28.01.2022 11:25 Uhr SRF 1
28.01.2022 01:15 Uhr SRF 1