Entführt im Münsterland

Quelle: ARD-Pressebild
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Es war die Zeit, als Entführungen die Menschen immer wieder in Angst versetzten. Viele Kriminelle wollten das schnelle Geld durch eine Lösegelderpressung. Die Fälle erreichten im Herbst 1976 in Münster einen Höhepunkt mit der Entführung des Unternehmersohnes und erfolgreichen Springreiters Hendrik Snoek.
Kriminalhauptkommissar Willy Flormann leitete damals die Ermittlungen. Es wurde der Fall seines Lebens. Und es war bereits der zweite dieser Art. Nur ein Jahr zuvor wurde eine 14-jährige Schülerin ebenfalls in Münster direkt vor ihrer Haustür entführt. Der Fall endete relativ glimpflich. Die Täter, die 100.000 D-Mark Lösegeld vom Vater erpresst hatten, stellten sich bereits einen Tag nach der Freilassung des Mädchens und wurden später verurteilt.
Der Fall Snoek entwickelte sich viel komplizierter: In der Nacht zum 3. November 1976 drangen zwei maskierte Männer gewaltsam in die Münsteraner Wohnung des damals 28-Jährigen ein, fesselten und entführten ihn. Kurz darauf kam schon die Lösegeldforderung: fünf Millionen D-Mark verlangten die Täter bei einem Anruf in Snoeks Elternhaus.
Für das Opfer begannen die schlimmsten Tage seines Lebens. Zunächst fuhren die Täter mit Hendrik Snoek Richtung Süden. Sie hatten in der Autobahnbrücke Ambachtal, auf der A45 nahe Herborn, ein Verlies vorbereitet. In einem Hohlraum der Brücke, direkt unter der Autobahn, ketteten sie ihr Opfer an: mit einer Eisenkette, die sich um seinen Hals schloss. Der perfide Rat der Entführer: Er solle sparsam mit dem Wasservorrat umgehen. Danach war Hendrik Snoek bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vollständig auf sich allein gestellt.
Snoeks Familie setzte alles daran ihren Sohn schnell wieder frei zu bekommen. Dessen engster Freund bot sich für die Lösegeldübergabe an. Die Polizei überwachte das Vorgehen engmaschig, aber die Gangster konnten entkommen. Und Snoeks Schicksal schien besiegelt. Denn entgegen ihrem Versprechen ließen die Täter ihr Opfer nicht frei und übermittelten auch nicht den Ort seiner Gefangenschaft. Durch einen Zufall und die starken Nerven des Spitzensportlers gelang jedoch die Rettung. Und für Willy Flormann begann nun die Jagd nach Tätern und Lösegeld.
In der Dokumentation von Peter Scharf berichtet Willy Flormann eindrucksvoll über die beiden Entführungen, die damals nicht nur Münster in Atem gehalten haben.
Die entführte Jugendliche betreibt heute eine Mode-Boutique in der Stadt und erinnert sich noch einmal an das Geschehen von damals.
Und das Martyrium von Hendrik Snoek lebt auch durch einen 16-mm-Film wieder auf, den die Münsteraner Polizei nach der Freilassung von Hendrik Snoek mit ihm selbst gedreht hat. Ein einmaliges Zeugnis der deutschen Kriminalgeschichte.
Film von Peter Scharf

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 12.11.2021 um 20:15 Uhr auf WDR.