Straße der Macht - Die Adenauerallee in Bonn

Quelle: ARD-Pressebild
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Eine Straße in einer kleinen Stadt am Rhein - nicht mehr. Doch hierhin richteten sich 40 Jahre lang die Augen der Welt. Denn hier wurde die Bundesrepublik aus der Taufe gehoben, hier gab sie sich ihr Grundgesetz und von hier aus wurde sie regiert: die Adenauerallee in Bonn. Königin Elisabeth, John F. Kennedy und Michail Gorbatschow fuhren sie entlang, sechs Kanzler bestimmten hier die Politik - und eine halbe Million Menschen demonstrierten rund um die benachbarte Hofgartenwiese für den Frieden und gegen die atomare Aufrüstung.
Knapp zwei Kilometer führt die Adenauerallee schnurgerade durch das ehemalige Regierungsviertel. Die Dokumentation folgt der Straße - und begibt sich auf eine spannende Reise in die Zeit der jungen Bundesrepublik. Sie beginnt im alten Museum König, wo in Anwesenheit einer ausgestopften Giraffe der Parlamentarische Rat über das Grundgesetz debattierte. "Die einzige Giraffe der Welt die anwesend war beim Entstehen einer neuen Verfassung" - betont der Bonner Zoologe Wolfgang Böhme. Auch Bundeskanzler Adenauer hatte hier sein Büro; bis ihm angeblich der strenge Geruch der präparierten Vögel im Nachbarsaal zu viel wurde - immerhin 90.000 Exemplare.
Adenauer zog ins frisch renovierte Palais Schaumburg, Bundespräsident Theodor Heuss bezog einen Steinwurf weiter die Villa Hammerschmidt. Beide Häuser waren im 19. Jahrhundert von reichen Kaufleuten und Fabrikanten erbaut worden. Andere hatten es weniger komfortabel. Im kleinen Bonn herrschte Raumnot. Es war schwierig, alle Behörden und Parlamentarier unterzubringen. So musste das neu gebaute Auswärtige Amt so schnell bezogen werden, dass die Mitarbeiter es mehr oder weniger "trocken gewohnt" hätten, erzählt Hannelore Siegel. Sie arbeitete damals als Sekretärin im Außenministerium und später für Konrad Adenauer.
Das Gebäude gilt als typischer Bau der Bonner Republik: funktional und wenig repräsentativ. Man wollte nicht für die Ewigkeit bauen, denn Bonn sollte nur provisorische Hauptstadt sein - so lange bis Ost und West wieder vereint sein würden. Doch das Provisorium hatte fast ein halbes Jahrhundert Bestand. Die Dokumentation erzählt, wie aus einem einfachen Feldweg am Rhein, eine Straße der Millionäre mit prachtvollen Villen und schließlich die Straße der politischen Macht wurde.
Ein Film von Ulrike Brincker

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 29.10.2021 um 21:00 Uhr auf WDR.