Die geheimen Meinungsmacher

Wie wir im Wahlkampf manipuliert werden

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

"Die Story im Ersten" geht der Spur nach, wie rechte Gruppen im Verbund mit ausländischen Diensten im Bundestagswahlkampf versuchen, die Wählermeinungen zu manipulieren. Ihre Methode: das Verbreiten von Verschwörungsnarrativen, gezielten Falschinformationen und das Einbrechen in Computersysteme mit dem Ziel, mit gestohlenen Informationen Misstrauen zu säen und Teile der Bevölkerung gegeneinander aufzuhetzen.
Bei ihren Recherchen haben die Reporter*innen Insider befragt und sind auf Dokumente gestoßen, die belegen, wie ausländische staatliche Dienste soziale Medien nutzen, um in Deutschland Hass und Desinformation zu verbreiten und insbesondere die Demokratie und ihre Vertreter*innen zu delegitimieren.
Auf der Spur nach den Urhebern und Auftraggebern dieser Kampagnen im Netz haben die Autor*innen Marcel Kolvenbach und Marilina Görz y Moratalla über ein halbes Jahr lang die Verbreitung von Desinformation und deren Auswirkung auf den Bundestagswahlkampf verfolgt. Dafür haben sie in dem von Millionen Deutschen genutzten russischen Messengerdienst Telegram recherchiert und konnten sich unter anderem in geschlossene Chat-Gruppen einschleusen. Gemeinsam mit Cyberexperten haben sie die Inhalte dieser abgeschotteten Kommunikation analysiert und dabei herausgefunden, welche ausländischen Dienste an der Manipulation noch beteiligt sind.
Ein Insider zeigt die Rolle Russlands bei der politischen Radikalisierung auf Telegram auf. Was er beschreibt, ordnet der Experte für Manipulation, Pascal Jürgens, von der Universität Mainz so ein: "Telegram funktioniert wie ein Franchise-Modell für Verschwörungstheorien mit einer so hohen und dichten Vernetzung untereinander, dass die demokratische Gesellschaft dem kaum etwas entgegensetzen kann." Beispielsweise habe die "Querdenkerbewegung" eine große Zahl von Menschen aus der politischen Mitte dazu gebracht, rechtsextremen Parolen zuzuhören und krude Verschwörungslegenden für möglich zu halten und sogar weiter zu verbreiten. Das beweisen auch Chat-Protokolle und Datenanalysen, die den Filmemachern vorliegen.
Auf einen weiteren gefährlichen Sachverhalt weist der Cyber-Sicherheitsberater von Nato und Bundesregierung Sandro Gaycken hin: Die Hetze im Netz werde von gezielten Hackerangriffen auf Abgeordnete und Bundestag flankiert. Sie würden von Gruppen ausgeführt hinter denen letztlich russische Geheimdienste stünden. Dagegen müsse die Regierung mehr tun, fordert der Experte: "Der Cyberraum ist hochgefährdet und die deutsche Regierung ist sehr schlecht darin, ihn technisch abzusichern. Das Problem: Wer Deutschland angreift, muss keine Konsequenzen fürchten."

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 15.09.2021 um 16:45 Uhr auf phoenix.