Re: Der Lockruf der Provinz

Wenn die Großstadt ihren Reiz verliert

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Zum ersten Mal seit fast 20 Jahren ist Berlin im ersten Halbjahr dieses Jahres geschrumpft. Doch es ist nicht nur die aktuelle Corona-bedingte Flucht, die Großstädte ihre Anziehungskraft verlieren lässt. Vor allem aus der Kreativszene hat sich eine neue Siedlungsbewegung aufgemacht, verlassene Landstriche der Provinz zu erobern. Zukunftspioniere, die Enge, Lärm und Vereinzelung entfliehen wollen, um in den Brachen und Leerstellen des von Abwanderung gezeichneten ländlichen Raumes neue soziale Utopien zu entwerfen. Freiheit zu finden, die in den verdichteten Großstädten heute unmöglich geworden scheint, um als Gemeinschaften mit neuen Formen des Zusammenlebens zu experimentieren.
So entschied sich eine Innenarchitektin aus Berlin-Kreuzberg während des ersten Lockdowns, gemeinsam mit ihrem elfjährigen Sohn ins strukturschwache Wendland zu ziehen. Nach Jahren als Alleinerziehende will sie dort in einer ehemaligen Molkerei zusammen mit ihrer Cousine und deren Familie eine WG zu gründen. Doch die Umstellung hat so ihre Tücken - und das Landleben praktische Herausforderungen wie eine gute Schule zu finden für die Kinder, neue berufliche Standbeine zu entwickeln und trotz fehlender Infrastruktur mobil zu bleiben.
Die ehemalige Grafikdesignerin Julia Paaß hingegen will eine größere Gemeinschaft in einem verfallenen Gutshof im Osten Brandenburgs aufbauen - und kann sich vor interessierten Berlinern kaum retten. Alteingesessene fürchten eine "Invasion der Hipster", doch sie wirbt um Vertrauen, denn der Zuzug von Großstadtflüchlingen könnte für die Dorfgemeinschaft nach Jahren des Niedergangs eine Chance sein. Und dies haben auch Politiker inzwischen erkannt: Mit ihrer Hilfe unterstützt Julia Paaß heute die Ansiedelung ähnlicher Projekte in abgehängten ländlichen Regionen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 15.01.2021 um 19:40 Uhr auf arte.