Der Kommunistenjäger (1/2)

Aufstieg und Fall des Joe McCarthy

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Die zweiteilige Dokumentation ist die Chronik des Aufstiegs und Falls von Joseph McCarthy, dem republikanischen US-Senator aus Wisconsin, der in den 50er-Jahren mit aller Härte mutmaßliche Kommunisten und andere erklärte "Staatsfeinde" verfolgt und vor einen Untersuchungsausschuss stellen lässt.
Die Deutschland-Premiere des Doku-Zweiteilers auf PHOENIX zeigt dieses beeindruckende Zeitdokument mit seltenen Archivmaterialien aus der Zeit des Kalten Krieges. Der Werdegang eines politischen Populisten und Manipulators, der sich in die Jagd auf Staatsfeinde wie in einen Wahn hineinsteigert und dabei Menschen, Medien und eigene Parteifreunde manipuliert, weist erstaunliche Parallelen zum aktuellen Politgeschehen auf - und das nicht nur in den USA.
Nach einem überwältigenden Wahlsieg, den ihm niemand zugetraut hatte, wird der nach Anerkennung und Publicity gierende Sohn eines einfachen Farmers Senator in der Washingtoner Machtzentrale auf dem Capitol Hill. Einmal im Amt, spricht Joe McCarthy von einer riesigen Verschwörung, die Amerika bedrohe - eine Bedrohung, die nicht von einer rivalisierenden Supermacht ausgehe, sondern von innen komme.
Allein 205 Kommunisten sollen im Außenministerium arbeiten, verkündet er. Ungehemmt und zudem unkontrolliert führt er einen beispiellosen Kreuzzug gegen all diejenigen, die er als Staatsfeinde beschuldigt. Es ist eine abschreckende Kampagne, die von haltlosen Anschuldigungen und Einschüchterungen, grandioser Effekthascherei und grausamen Schikanen geprägt ist. Der von ihm geleitete Untersuchungsausschuss untersucht Staatstreue und Loyalität von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst und macht selbst vor Hollywoodstars nicht Halt. Das Komitee zitiert Lehrer, Universitätsprofessoren, Schriftsteller, Drehbuchautoren und Schauspieler nach Washington.
Mit dem bissigen Anwalt Roy Cohn an seiner Seite, spinnt Joe McCarthy ein Netz aus Lügen und Verleumdungen und verbreitet Angst und Schrecken im Amerika der 50er Jahre. Viele Medien machen sich in ihrer Gier nach Sensationsstorys zum Komplizen des selbsternannten Kommunistenjägers. Nachdem er jahrelang für Schlagzeilen sorgt, sind es am Ende eigenen Exzesse, die ihn am Ende selbst vor einen Untersuchungsausschuss und zu Fall bringen. "Haben Sie denn gar keinen Funken Anstand?" empört sich sein Gegenspieler Rechtsanwalt Joseph Welch.
Der Name McCarthy lebt bis heute in dem Begriff weiter, mit dem wir auch ganz aktuell die moderne Hexenjagd, Verschwörungskampagnen, die Verbreitung von Fake News und die Verunglimpfung von politischen Gegnern beschreiben: "McCarthyismus". Mit Blick auf die Gegenwart stellt der Historiker Jelani Cobb fest: "Der McCarthyismus stellt ein zyklisches Phänomen in den USA dar. Eine Dynamik, die ihren Anfang in der Zeit des jungen Senators McCarthy aus Wisconsin hat und von einer Speziellen Beharrlichkeit ist. Man fragt sich, ob der Geist, der McCarthy beseelte und den McCarthyismus beförderte, jemals wirklich verschwunden ist."

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 20.01.2021 um 06:45 Uhr auf phoenix.