Die nervöse Großmacht

Deutschland 2012

Nach der "Reichsgründung" schildert "Die nervöse Großmacht" die Jahre 1871 bis 1890, also die gesamte Zeit von Bismarcks Reichskanzlerschaft bis zu seiner durch Kaiser Wilhelm II. (Florian Fischer) erzwungenen Abdankung.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches gilt es für den autoritären Kanzler, sich die unterschiedlichen innen- und außenpolitischen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunutze zu machen, zur Machtsicherung Deutschlands ebenso wie zu seiner eigenen.
Bismarcks sicheres politisches Gespür und die Kompromisslosigkeit gegenüber seinen Feinden sind es, die den Kanzler und sein Reich über viele Jahrzehnte an der Spitze der europäischen Politik und Wirtschaft halten.
Einerseits gelingt es Bismarck außenpolitisch, sich durch ein ausgeklügeltes Bündnissystem dem Groll der Nachbarstaaten - allen voran das geschlagene Frankreich - zu entziehen und den Frieden auf dem Kontinent zu erhalten.
Andererseits rückt er seinen politischen Gegnern im eigenen Land, darunter die Liberalen, die katholische Kirche und ganz besonders die erstarkende Sozialdemokratie, mit aggressiven Erlässen und Gesetzen zu Leibe.
Leidtragender ist - neben Bebel und Liebknecht - hier auch der einfache Arbeiter Franz Wölke (Benjamin Kramme) dessen junge Familie die gesamte Härte der Bismarckschen Innenpolitik zu spüren bekommt.
Doch die Machtstellung des Kanzlers beginnt zu bröckeln. Nach dem Tod Wilhelms I. und der Thronfolge seines kränklichen Sohnes, der kurz darauf ebenfalls stirbt, wird wiederum dessen Sohn Wilhelm II. deutscher Regent. Dieses Jahr 1888 geht damit in die Geschichte ein als "Dreikaiserjahr".
Dem forschen und impulsiven Wilhelm II. ist Bismarcks ausgleichende Bündnispolitik und autoritäres Auftreten jedoch ein Dorn im Auge. Es dauert nicht lange, bis es zum Schlagabtausch zwischen den zwei Machtmenschen kommt…
Unter der Regie von Bernd Fischerauer wird die Zeit vor, während und nach der deutschen Reichsgründung mit viel Liebe zum Detail wieder lebendig. Bis in die kleinsten Nebenrollen hochkarätig besetzt, macht das aufwändige und dramatische Dokumentarspiel es sich zur Aufgabe, dem Zuschauer sowohl die historischen Fakten als auch einen Einblick in die Sorgen und Nöte der damaligen, höchst unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zu vermitteln. Packender kann Geschichte im Fernsehen nicht sein.
Film von Klaus Gietinger und Bernd Fischerauer

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 19.01.2021 um 06:45 Uhr auf phoenix.