45 Min - Generation Hartz IV

Kinder kämpfen für ihre Zukunft

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

2020 ist das Jahr, in dem Deutschlands umstrittenste Sozialreform 15 Jahre alt wird: Hartz IV. Damit werden auch viele Kinder erwachsen, die zum Teil ihr ganzes Leben in Hartz IV gelebt haben und somit faktisch in Armut aufgewachsen sind. Diese jungen Menschen stehen heute kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. 45 Min begleitet Kinder, deren Lebensrealität von Hartz IV bestimmt war und ist. Was bedeutet es, als Kind "arm" zu sein? Was denken die Kinder selbst über das System? Und: Wie können sie einen Weg raus aus Hartz IV finden?


2020 ist das Jahr, in dem Deutschlands umstrittenste Sozialreform 15 Jahre alt wird: Hartz IV. Damit werden auch viele Kinder erwachsen, die zum Teil ihr ganzes Leben in Hartz IV gelebt haben und somit faktisch in Armut aufgewachsen sind. Diese jungen Menschen stehen heute kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben.

45 Min begleitet Kinder, deren Lebensrealität von Hartz IV bestimmt war und ist. Was bedeutet es, als Kind "arm" zu sein? Was denken die Kinder selbst über das System? Und: Wie können sie einen Weg raus aus Hartz IV finden?

15 Jahre nach der Hartz-IV-Reform nimmt die Kinderarmut hierzulande trotz Wirtschaftswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit zu, so steht es in einer jüngst veröffentlichten Bertelsmann-Studie. In Teilen Norddeutschlands wächst fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen mit Hartz IV auf. Die Hartz-IV-Sätze wurden zwar kürzlich angehoben. Doch die Sechs- bis 13-Jährigen gehen leer aus, hier ist keine Steigerung in Sicht. Kritiker und Kritikerinnen beklagen, dass der Regelsatz vor allem für die Bedürfnisse von Kindern nicht ausreiche.

Drei Monate lang begleiten die 45 Min-Autorinnen Leonie Ahmadi und Simona Dürnberg Kinder und Jugendliche, deren Leben vom Aufwachsen mit Hartz IV geprägt ist. Sie erleben Kinder voller Sorgen, aber auch voller Hoffnung auf eine unbeschwerte Zukunft.

Auf der Insel Föhr können Kinder aus Hamburg-Billstedt dank Spenden einmal im Jahr Urlaub machen und sich von ihrem Alltag zu Hause erholen. Eine von ihnen: Tyra. Sie ist zehn Jahre alt und weiß schon jetzt, dass sie nach den Ferien auf der neuen Schule "besonders schlau sein muss", denn nur so könne der Weg aus Hartz IV gelingen.

Damit ein Kind in Deutschland später das durchschnittliche Einkommen erreicht und damit der Armut entflieht, bedarf es hierzulande statistisch gesehen sechs Generationen, so eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Deutschland steht damit schlechter da als der Durchschnitt der OECD-Länder, der bei viereinhalb Generationen liegt. Ist das Aufwachsen mit Hartz IV also ein Manifestieren von Armut? Und würden die politischen Verantwortlichen von damals heute wieder so handeln? Wie war 2005 der politische Weg in die Sozialreformen, welche positiven Effekte für Menschen und die Wirtschaft gab es?

Die Autorinnen sprechen mit Franz Müntefering, der ehemalige Vizekanzler gilt als einer der "Architekten" von Hartz IV. Welchen Blick auf Kinder hatten die Politiker und Politikerinnen damals und heute?

Emily aus Rostock hat die Schule schon hinter sich und steht kurz vor dem Beginn ihrer Ausbildung. Mit ihren 16 Jahren kennt sie "kein Leben ohne Hartz IV". Eigentlich ist sie dankbar, denn ohne Hartz IV hätten ihre Mutter und sie nichts gehabt. Doch Emily stört es, dass Hartz IV-Empfänger und Empfängerinnen in der öffentlichen Wahrnehmung oft als faul angesehen werden. Sie weiß: Hartz IV kann jeden treffen. Und trotzdem möchte sie nach ihrer Ausbildung unbedingt ohne das Geld vom Staat leben, fernab von schmerzhaften Vorurteilen.

So geht es auch Sarah-Lee. Die 19-Jährige hält Hartz IV sogar für menschenunwürdig, vor allem für Kinder und Jugendliche. Mit viel Kraft und etwas Glück hat sie sich den Weg aus Hartz IV erkämpft und engagiert sich heute bei der Grünen Jugend gegen die umstrittene Sozialreform. Denn Kinder, die mit Hartz IV aufwachsen, haben niemals die gleichen Chancen wie andere Kinder, so ihre These.

15 Jahre danach: eine 45 Min-Doku über die Ziele und Auswirklungen der Hartz-IV-Reformen. Film von Leonie Ahmadi und Simona Dürnberg

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 29.10.2020 um 20:15 Uhr auf tagesschau24.

29.10.2020
20:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1603998900
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag, Arbeitsmarkt
Alternative Ausstrahlungstermine:
31.10.2020 14:15 Uhr tagesschau24
29.10.2020 20:15 Uhr tagesschau24
29.10.2020 10:05 Uhr tagesschau24
26.10.2020 22:00 Uhr NDR
26.10.2020 22:00 Uhr Radio Bremen TV