Lea Tsemel, Anwältin

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Israels Besatzung palästinensischer Gebiete führt seit Generationen zu blutigen Auseinandersetzungen. Auf palästinensischen Widerstand folgt israelische Expansion, eine friedliche Lösung des Konflikts ist in weite Ferne gerückt. Lea Tsemel ist jüdische Anwältin und verteidigt palästinensische Straftäter, die in ihrem Land keine Stimme haben. Für ihre politischen Gegner ist sie deshalb eine Verbündete des Teufels, eine Schande für das Land. Sie vertrete Freiheitskämpfer und opponiere, stelle sich damit gegen die israelische Siedlungspolitik, sagen ihre Befürworterinnen und Befürworter.


Israels Besatzung palästinensischer Gebiete führt seit Generationen zu blutigen Auseinandersetzungen. Auf palästinensischen Widerstand folgt israelische Expansion, eine friedliche Lösung des Konflikts ist in weite Ferne gerückt. Lea Tsemel ist jüdische Anwältin und verteidigt palästinensische Straftäter, die in ihrem Land keine Stimme haben. Für ihre politischen Gegner ist sie deshalb eine Verbündete des Teufels, eine Schande für das Land. Sie vertrete Freiheitskämpfer und opponiere, stelle sich damit gegen die israelische Siedlungspolitik, sagen ihre Befürworterinnen und Befürworter.

Seit 50 Jahren kämpft Lea Tsemel für mehr Gerechtigkeit und für mehr Gleichheit der palästinensischen Minderheit. Als Menschenrechtsanwältin tritt sie für die Wahrung der Unschuldsvermutung und gegen eine systematische Vorverurteilung ein. Tsemel, 73, verteidigt politische Gefangene, Feministinnen und Fundamentalisten, friedliche Demonstrierende und bewaffnete Militante. Sie wagt sich an die schwierigsten Fälle: Sie vertritt Kinder, die durch Diskriminierung radikalisiert, von Opfern zu Täterinnen und Tätern werden. Sie sei die Anwältin, die immer verliert, sagt Lea Tsemel ohne jede Bitterkeit über sich selbst und macht trotzdem immer weiter in ihrem unbeirrbaren Glauben an Gerechtigkeit - trotz harscher Kritik seitens der Presse und der Öffentlichkeit.

Ihr Mandant ist der 13-jährige Ahmad. Für die Israelis ist der Palästinenserjunge ein Terrorist, der eine hohe Gefängnisstrafe verdient hat, egal, wie es zu der tödlichen Messerattacke kam, egal, wie jung er ist. Für die Palästinenser ist er ein willkommenes Opfer, um die Methoden der Israelis anzuprangern. An Lea Tsemels schwierigstem Fall lässt sich das ganze Drama des nationalen Konflikts darstellen.

Der Dokumentarfilm behandelt den israelisch-palästinensischen Konflikt, indem er seine Protagonistin ins Zentrum stellt. Der Film stellt dabei grundlegende Fragen: Welchen Preis zahlen Lea Tsemel persönlich und ihre Familie für ihren Kampf um Gerechtigkeit? Was bedeutet Gerechtigkeit vor dem Hintergrund des unlösbaren Nahostkonflikts? Was bedeuten diese Fragen, wenn das Opfer, ein Kind, auch Täter ist?

Über den Zeitraum eines Jahres erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer die Höhen und Tiefen der Anwältin im Kampf für ihren minderjährigen Mandanten. In schwierigen, berührenden Gesprächen mit den Angehörigen oder bei vertraulichen Beratungen ihrer mitunter riskanten Verteidigungsstrategie mit ihrem Ko-Verteidiger und engsten Vertrauten im Fall Ahmad, Tareq Barghout. Die Kamera ist immer dabei, wenn sich dramatische Szenen direkt vor und nach den Gerichtsverhandlungen beim Zusammentreffen mit Ahmad abspielen. Diese werden kunstvoll und geschickt durch Animationen verfremdet, um das Persönlichkeitsrecht des minderjährigen Angeklagten zu schützen.

Die Flure des Gerichts werden zum Schauplatz eines Dramas. Lea Tsemel tritt nach jedem Verhandlungstag vor die Presse, in direkter Konfrontation mit ihrem Kontrahenten, dem Staatsanwalt, während vor dem Gerichtsgebäude palästinensische Frauen gegen eine rassistische israelische Justiz demonstrieren. Geleakte Bilder einer Überwachungskamera werden eingeschnitten, die die brutalen Verhörmethoden der israelischen Beamten belegen, denen Ahmad ohne jeden familiären oder juristischen Beistand ausgesetzt ist. Außerdem belegt TV-Archivmaterial aus israelischen Nachrichtensendungen, wie skrupellos beide politischen Lager den Fall Ahmad instrumentalisieren, um den Konflikt zusätzlich zu schüren. Historisches Archivmaterial seit dem Sechstagekrieg 1967 und privates Archivmaterial zeichnen Lea Tsemels privaten und beruflichen Werdegang parallel zu dem Geschehen um Ahmads Prozess nach. Zu Wort kommen ihr Ehemann und ihre beiden Kinder.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 15.10.2020 um 23:15 Uhr auf SWR.

15.10.2020
23:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1602796500
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Porträt/Biografie, Israel, Nahost-Konflikt, Recht/Justiz
Alternative Ausstrahlungstermine:
28.06.2023 00:25 Uhr SWR
28.06.2023 00:25 Uhr SR
22.03.2021 22:35 Uhr 3sat
15.10.2020 23:15 Uhr SWR
15.10.2020 23:15 Uhr SR
11.07.2019 02:10 Uhr Das Erste
10.07.2019 22:45 Uhr Das Erste