Pornotropic - "Heiße Küste" von Marguerite Duras

Dokumentation Frankreich 2019

Quelle: Pressebild (tvdirekt)
Quelle: Pressebild (tvdirekt)

Im Jahr 1950 war der Roman "Heiße Küste" von Marguerite Duras für den Prix Goncourt nominiert, ging dann aber leer aus. Zu marxistisch, zu subversiv, zu vaterlandskritisch - für die damalige Zeit, versteht sich. Heute ist ihr Roman als eines der ersten literarischen Werke anerkannt, das die Kolonisierung offen anprangerte. Die Dokumentation bietet eine neue Lektüre des Buchs und zeigt, wie eng die Rassen- und Klassenfrage mit Idealen von Körper, Gender und Sexualität verknüpft ist.


"Pornotropic - ‚Heiße Küste' von Marguerite Duras" bietet eine ganz neue, ikonoklastische Lektüre des autobiografischen Romans der französischen Schriftstellerin. In ihrem 1950, also zu Beginn der Dekolonisierung, erschienenen und entschieden anti-kolonialistischen Buch zeichnet Marguerite Duras ein zugleich persönliches und politisches Porträt des damaligen Französisch-Indochinas.

Sie stellt unter anderem heraus, welche Rolle die körperliche und sexuelle Unterwerfung in den kolonialistischen Machtbeziehungen spielte: Wilde Ehe, Prostitution, Vergewaltigung, Zwangsarbeit und die systematische Erniedrigung der einheimischen Bevölkerung waren Mechanismen, derer sich die europäischen Siedler bedienten, um aus den Kolonien größtmöglichen Profit zu schlagen. Die Unterwerfung der Menschen in den Kolonien war aber nicht nur körperlicher, sondern auch ideologischer Art; legitimiert mit dem vermeintlichen zivilisatorischen Auftrag der europäischen Siedler. Insofern ist "Heiße Küste" auch eine gnadenlose Abrechnung mit einem ausbeuterischen System, das im Buch als rassistisch, pornografisch und brutal enthüllt wird. Die Dokumentation lässt anhand von Auszügen aus dem Buch und unveröffentlichten Filmaufnahmen von Soldaten und Siedlern aus dem Französisch-Indochina der 1920er und 30er Jahren all die Menschen wiederaufleben, die in der offiziellen Geschichte keinen Platz haben. Darunter einheimische Sexarbeiterinnen, sklavengleiche Arbeiter der großen französischen Industriefirmen und all die Individuen, die im Kolonialsystem nichts waren als ein nachwachsender Rohstoff.
Die Politologin und Frauenrechtlerin Françoise Vergès und die Anthropologin und Historikerin Ann Laura Stoler entschlüsseln in dieser zeitgenössischen Lektüre des Romans die Symbolik der kolonialen Wirklichkeit. Wie bewusst war sich Marguerite Duras damals dieses Geschehens, das ihre Jugend und ihren Alltag prägte? Wie ist die ambivalente Haltung der Autorin gegenüber der Kolonialgeschichte rückblickend einzuschätzen?

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 26.10.2020 um 02:50 Uhr auf Arte.

26.10.2020
02:50
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1603677000
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Literatur
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