Giftmüll - aus der Reihe "Die Story"

Film von Trieneke Klein und Gabriel Stoukalov

Quelle: Pressebild (tvdirekt)
Quelle: Pressebild (tvdirekt)

In der Theorie wird jeder Transport in Deutschland von Anfang bis Ende dokumentiert und kontrolliert - allerdings häufig nur auf dem Papier. In der Praxis rollen gigantische Mengen an giftigem Abfall durchs Land und niemand weiß sicher, was drin ist. Kontrollbehörden können nicht jeden Transport überprüfen. Erzeuger und Entsorger müssen die giftigen Abfälle allenfalls stichprobenartig kontrollieren. "Das System bietet den perfekten Nährboden für kriminelle Machenschaften", sagt der Schweizer Entsorgungsexperte Marcos Buser. Und für mitunter tödliche Fehler.


9 Uhr morgens auf der A4: Kommissar Jens Meisegeier von der Autobahnpolizei und seine Kollegen suchen unerlaubte oder falsch deklarierte Abfalltransporte - und werden schnell fündig. Ein Laster aus Hessen geht ihnen ins Netz. Auf den Papieren der Lieferung steht Dämmwolle, potentiell krebserregend, die völlig unzureichend verpackt ist. Und das ist noch nicht alles. Der Kommissar stellt fest: Unter die Dämmwolle hatte der Entsorger einfach auch noch andere Stoffe gemischt - und nicht gemeldet. Ob die anderen Stoffe gefährlich sind, soll im Labor geprüft werden.

"Es wird wahnsinnig viel Abfall in und durch Deutschland transportiert und dabei wird viel Schindluder betrieben. Fachleute behaupten, mit Abfall lässt sich mehr Geld machen als mit Drogen", erzählt einer der zuständigen Polizisten. Schindluder heißt zum Beispiel falsch deklarierte Mülltransporte.

Das gilt besonders für die so genannten gefährlichen Abfälle, den Giftmüll. Hier sind die Gewinnspannen besonders groß. "Wenn ich einen gefährlichen Stoff entsorgen will, zum Bespiel Asbest, dann kostet die Entsorgung pro Tonne 300 Euro. Wenn da aber - laut Papiere - kein Asbest drin ist, dann kostet die Tonne vielleicht nur noch 10 Euro. Das ist natürlich ein lukratives Feld", sagt Kommissar Jens Meisegeier.

Deutschland hat ein Giftmüllproblem: Jährlich produzieren wir als Industrienation laut Umweltbundesamt rund 17 Millionen Tonnen Sondermüll - also Abfallstoffe, die nachweislich eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstellen. Zusätzlich wird noch Sondermüll aus ganz Europa importiert - ein großer Teil davon landet auf Zwischenlagern und Deponien in Nordrhein-Westfalen.

"Die Story" begibt sich auf Spurensuche und stellt fest: Das Geschäft hat gewaltige Lücken. In der Theorie wird jeder Transport in Deutschland von Anfang bis Ende dokumentiert und kontrolliert - allerdings häufig nur auf dem Papier. In der Praxis rollen gigantische Mengen an giftigem Abfall durchs Land und niemand weiß sicher, was drin ist. Kontrollbehörden müssen vertrauen, dass das drin ist, was auf dem Papier steht, und können nicht jeden Transport überprüfen. Erzeuger und Entsorger müssen die giftigen Abfälle allenfalls stichprobenartig kontrollieren. "Das System bietet den perfekten Nährboden für kriminelle Machenschaften", sagt der Schweizer Entsorgungsexperte Marcos Buser. Und für mitunter tödliche Fehler.

Vom Erzeuger bis zur finalen Entsorgung: Warum ist es so schwer, die gefährlichen Abfälle flächendeckend zu kontrollieren und richtig zu entsorgen? Aus der Reihe "Die Story"

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 19.09.2020 um 23:15 Uhr auf tagesschau24.

19.09.2020
23:15
Livestream
Audio-Format:stereo
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Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1600550100
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Umweltfragen/Klima, Wirtschaft, Recht/Justiz
Alternative Ausstrahlungstermine:
19.09.2020 23:15 Uhr tagesschau24
03.09.2020 16:00 Uhr Phoenix