Mariupolis

Dokumentarfilm Frankreich, Deutschland, Litauen 2016

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Mariupol liegt in der Ostukraine, an der Mündung des Kalmius ins Asowsche Meer. Die Stadt, deren Zentrum die Stahlwerke sind, wirkt ruhig, aber der sich nähernde Konflikt zwischen prorussischen Rebellen und der ukrainischen Armee ist überall greifbar. Aber auch wenn rund um die Stadt überall Detonationen zu hören sind - das Leben geht weiter. Regisseur Mantas Kvedaravicius wendet sich in seinem Dokumentarfilm, der in der Sektion "Panorama" auf der Berlinale 2016 zu sehen war, erneut einem Konfliktgebiet zu und beobachtet die Menschen und ihren Alltag dort.


In dem in der Ukraine östlich der Krim gelegenen Ort Mariupol, einst von Griechen bevölkert, ist der Alltag von Bombendrohungen bestimmt. Mantas Kvedaravicius' Dokumentarfilm ist eine bildgewaltige Hommage an eine Stadt in der Krise, die Widerstand leistet, mit Waffen und ungebrochenem Lebenswillen. Obwohl sich der Krieg längst in den Alltag eingeschlichen hat, gehen die Arbeiter der Stahlfabriken und Kohlebergwerke weiter ihrer Arbeit nach. Die meisten der rund 500.000 Einwohner arbeiten in der Stahlindustrie. Nach Feierabend angeln viele, um ihre Teller zu füllen oder zum bloßen Zeitvertreib.

Laut den Behörden der in der Ostukraine neu ausgerufenen, prorussischen Republik herrscht hier Waffenstillstand - Peremirja, wörtlich: "der Frieden dazwischen". Dennoch flog kürzlich die Eisenbahnbrücke in die Luft; die Bombardements und der nahe Kampflärm übertönen das Glockengeläut der orthodoxen Kirche und lassen befürchten, dass der Krieg die Stadt bald erreichen wird.

Am 9. Mai wird in Mariupol traditionell jedes Jahr an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Doch für die Bewohner hat das Datum nun eine neue Bedeutung: Es ist der Tag, an dem ihre Stadt im Jahr 2015 erneut angegriffen wurde. Die Wechselfälle der Geschichte führten zu immer wieder neuen Teilungen. Die einen sehen im nahenden Krieg die Hoffnung auf Befreiung, die anderen eine Katastrophe. Dennoch oder gerade deshalb leben die Menschen einfach weiter - als fachten die Soldaten, die allgegenwärtig sind, der Gefechtslärm und die spürbare Nähe des Todes ihre Lebensfreude nur weiter an.

Mantas Kvedaravicius zeichnet in "Mariupolis" das eindringliche Porträt einer gemarterten Stadt in Zeiten des "Waffenstillstands" - nah an den Menschen und voller Menschlichkeit.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 08.10.2020 um 01:15 Uhr auf arte.

08.10.2020
01:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1602112500
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Ukraine, Land/Leute
Alternative Ausstrahlungstermine:
25.04.2022 23:40 Uhr arte
08.10.2020 01:15 Uhr arte
31.01.2017 00:55 Uhr arte