Herrensitze - Rothschilds Wien

Ein wichtiger Zweig der Familie Rothschild residierte in Wien - Karl Hohenlohe geht zum Auftakt der Doku-Serie "Herrensitze" ihren Spuren nach. Dafür besucht er den Prachtbau der ehemaligen "Creditanstalt" am Schottenring, die heutige Nachfolgerin der früheren Rothschild-Bank. Hier lag die Machtzentrale der einflussreichen Familie, die sich mit viel Geld in die Gunst des ständig defizitären Kaiserhauses einkaufte. Der Lohn waren Adelsstand und Monopol-Konzessionen wie für die Eisenbahn der nördlichen Kronländer. Der Aufstieg zur Bankiersdynastie begann unter Mayer Amschel Rothschild (1744-1812), der als Geldgeber und Finanzberater des Kurfürsten Wilhelm IX. von Hessen-Kassel zu großem Reichtum kam. Mayer Amschel baute die Firma unter Einbindung seiner fünf Söhne zu einem Familienunternehmen um, wobei die Söhne ungefähr zeitgleich Filialen in den wichtigsten europäischen Residenzstädten, London, Paris, Neapel und Wien gründeten. Die Wiener Linie begründete Salomon Mayer Rothschild (1774-1855), der als Jude jedoch bis zur Verleihung des Ehrenbürgerdiploms der Stadt Wien kein Haus in der Stadt erwerben durfte und deshalb im Hotel "Zum Römischen Kaiser" wohnte. Er errichtete 1821 in Wien eine Bank, aus der später die Creditanstalt hervorgehen sollte. Bei seinem Tod 1855 hinterließ er ein Vermögen von 100 Millionen Gulden. Sein Sohn Anselm Salomon (1803-1874) führte das Unternehmen weiter. 1835 suchte das Bankhaus Rothschild offiziell um die Erteilung einer Konzession zur Errichtung einer Eisenbahnlinie in die nördlichen Kronländer an, ein Geschäft, das sich in weiterer Zukunft als sehr vielversprechend erweisen sollte. Der letzte bedeutende Vertreter der Wiener Familie war Louis Nathaniel von Rothschild (1882-1955), der als Hauptaktionär der Creditanstalt die Geschicke der Ersten Republik mitgestaltete. Nach dem "Anschluss" wurde Louis Nathaniel von Rothschild von den Nationalsozialisten verhaftet und erst nach einem Jahr und Verlust seines gesamten Vermögens freigelassen. Er emigrierte in die USA, erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Rückstellungsverfahren die verbliebenen Werte zurück, verzichtete aber auf die Wiedererrichtung des Wiener Bankhauses Rothschild.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 10.08.2020 um 17:15 Uhr auf ARD alpha.