Land der Nichtschwimmer - Unterschätztes Risiko

Film von Lisa Hentschel

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Fast dreimal so viele Badetote wie im Vorjahr zählte die DLRG im August 2018 deutschlandweit. Vom Land der Nichtschwimmer ist nicht nur in der Analyse die Rede. "Um sicher schwimmen zu können, bräuchte es nicht die üblichen zehn, sondern 100 Badestunden", betont Petra Dimter vom Landesschwimmverband Sachsen-Anhalt. Im Beschluss der aktuellsten Kultusministerkonferenz ist zwar vom Schwimmen als "lebenserhaltende und gesundheitsfördernde Kernkompetenz" die Rede. Offen bleibt jedoch, welches Schwimmabzeichen zum sicheren Schwimmen überhaupt notwendig ist.


Fast dreimal so viele Badetote wie im Vorjahr zählte die DLRG im August 2018 deutschlandweit. Vom Land der Nichtschwimmer ist nicht nur in der Analyse die Rede. "Um sicher schwimmen zu können, bräuchte es nicht die üblichen zehn, sondern 100 Badestunden", betont Petra Dimter vom Landesschwimmverband Sachsen-Anhalt. Im Beschluss der aktuellsten Kultusministerkonferenz ist zwar vom Schwimmen als "lebenserhaltende und gesundheitsfördernde Kernkompetenz" die Rede. Offen bleibt jedoch, welches Schwimmabzeichen zum sicheren Schwimmen überhaupt notwendig ist. "Menschen denken, sie können schwimmen, nur weil sie das Seepferdchen haben. Für mich ist das stattdessen ein klares 'Nichtschwimmer-Abzeichen'", schimpft die Magdeburgerin Petra Dimter.
 
504 Badetote gab es in Deutschland 2018. Knapp 80 Prozent der Unfälle passierten an Seen, Flüssen und Bächen - also an Gewässern, an denen die Überwachung durch geschultes Personal keine Pflicht ist. Stellen private Pächter dort Verbotsschilder auf, schwimmen Badende auf eigene Gefahr - und überschätzen sich dabei oft, sagt Kai Weiße, Rettungsschwimmer aus Wernigerode: "Kaum einer beachtet mehr die klassischen Baderegeln. Wer am Ufer bleibt, guckt aufs Handy. Da kommt dann jede Rettung zu spät." Auch, weil Rettungsschwimmer fehlen. Die DLRG schätzt: 2019 wird es rund 100 Rettungsschwimmer zu wenig in Sachsen-Anhalt geben. Schließlich ist das kein Beruf zum Geldverdienen. 100 Prozent der Rettungsschwimmer der DLRG retten Leben ehrenamtlich, so auch Kai Weiße. Er macht das in einem Freibad in Elend, das es ohne Ehrenamt nicht mehr geben würde: "2014 hieß es vom Stadtrat: Entweder ihr übernehmt das Bad oder wir müssen es schließen", erzählt Ralf Gläsing, Vorsitzender des heutigen Bürgerbads. "Wer möchte, dass das Bädersterben aufhört, müsste Kommunen mehr Geld zur Verfügung stellen." 

175 öffentliche Bäder zählt die "Deutsche Gesellschaft für das Badewesen" aktuell noch in Sachsen-Anhalt, weniger als in Sachsen und Thüringen. 2018 mussten Schwimm- und Freibäder sowohl in Halle als auch in der Altmark, dem Burgenlandkreis, in Mansfeld-Südharz, im Saalekreis, in Wittenberg und in der Börde schließen. Zu letzterem Landkreis zählt Oebisfelde. Hier bringt ein Bus mehr als 40 Zweitklässler einmal die Woche zum Schwimmunterricht bis nach Haldensleben, finanziert durch die Kommune. Das macht 45 Minuten pro Strecke -und das, obwohl der Weg bis nach Wolfsburg nur halb so lang wäre. Länderübergreifendes Zusammenarbeiten: Fehlanzeige. 

Sind wir ein Land der Nichtschwimmer? Woran hapert es in der Realität? Und wer ist dafür verantwortlich? Diesen Fragen geht Autorin Lisa Hentschel in der Reportage nach. Exakt - Die Story

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 07.07.2020 um 01:30 Uhr auf tagesschau24.

07.07.2020
01:30
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1594078200
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Fitness/Wellness
Alternative Ausstrahlungstermine:
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18.06.2020 02:10 Uhr MDR
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