Teatro de Guerra

Der Krieg in ihren Köpfen

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Sechs Soldaten des Falklandkriegs - drei Argentinier, drei Engländer - konnte die argentinische Regisseurin Lola Arias für ein faszinierendes Experiment gewinnen. Sie lassen einen Krieg aufleben, der 35 Jahre zurück liegt und 74 Tage dauerte. Ihre persönlichen Erlebnisse, ihre Albträume - erzählt und nachgespielt - machen aus dieser Fußnote der Geschichte ein Lehrstück. In Zeiten, in denen es nicht mal mehr abwegig scheint, dass absurde Streitigkeiten, verworrene Glaubensfehden, nationale Eitelkeiten zu Kampfhandlungen führen können, ist dieser Film ein Plädoyer für den Frieden.


Sie standen sich gegenüber. Als junge Männer. Auf den Falklandinseln. In einem 74-Tage-Krieg. Die Argentinier unerfahren, die Engländer Berufssoldaten. Aber keiner von ihnen war auf den Ernstfall vorbereitet: auf das Töten und was es mit einem Menschen macht. 60 Kriegsteilnehmer wurden für das Projekt "Teatro de Guerra" gecastet - in London und Buenos Aires. Männer, heute um die 50 Jahre alt. In einem Setting, das abstrakt ist, künstlich, vor weißer Leinwand oder in einer Fabrikhalle. Aber das Casting ist schon Teil des Spiels. Anhand von Trophäen erzählen die Männer Geschichten - mit einem Stiefel, einer erbeuteten Flagge, einem Koffer - und sind mittendrin in ihren Albträumen. Wenn der Engländer Lou Armour immer wieder beschreibt, wie ein Argentinier in seinen Armen starb, wenn Marcello Valejo in einen Pool springt, um zu zeigen, wie es ist, wenn einen die Gespenster des Kriegs und die Depressionen jagen, dann vermischen sich die Ebenen. Reflektion oder Spiel? Schließlich bleiben sechs Veteranen, die für ein Theaterstück proben, das zugleich in einen Film mündet.
Am Ende werden den Veteranen junge Schauspieler als Alter Ego zur Seite gestellt. Schmerzhafte Befragungen. Aber vielleicht auch Erleichterung. Die eigene Geschichte kann abgegeben werden. Die Jungen übernehmen. Die Uniform, die Wunden als Maske, die Last. Und sie stellen - Dopplung der Darstellung - die Anfangsszene, in der der Engländer Lou Armour dem sterbenden Feind die Augen zudrückt, noch einmal nach. Die Zeitzeugen der Geschichte können sich selbst zuschauen. Als Helden, Traumatisierte oder Erlöste.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 06.03.2020 um 00:15 Uhr auf SWR.

06.03.2020
00:15
Livestream
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Rückblick, Argentinien, Großbritannien, Porträt/Biografie
Alternative Ausstrahlungstermine:
01.06.2021 00:45 Uhr arte
06.03.2020 00:15 Uhr SWR
06.03.2020 00:15 Uhr SR
24.06.2019 23:55 Uhr arte
24.06.2019 23:50 Uhr arte