Chris the Swiss

Anfang der 90er-Jahre: In Jugoslawen tobt ein grausamer Krieg. Auch junge Männer aus ganz Europa nehmen daran teil. Am 7. Januar 1992 wird in Kroatien der Schweizer Journalist Chris Würtenberg in der Uniform einer internationalen Söldnergruppe tot aufgefunden. Laut Autopsie wurde Chris erwürgt. Chris war nur wenige Wochen zuvor Mitglied des PIV (First Platoon of International Volunteers) geworden. Diese Truppe wurde mit der "Säuberung" der serbischen Bevölkerung in den Grenzgebieten zu Serbien beauftragt. Zwanzig Jahre später erforscht seine Cousine, die Regisseurin Anja Kofmel, die Hintergründe seines Todes. Sie will verstehen, warum Chris von diesem Krieg so fasziniert war. Was ihn dazu bewogen hat, sich dieser Söldnertruppe anzuschliessen. Er wollte doch als Journalist vom Jugoslawien Krieg berichten. "In diesem gottverdammten Land bringen sich die Leute gegenseitig um, verstümmeln sich gegenseitig zu einem Klumpen Fleisch. Fuck why", notierte sich Chris in sein Tagebuch. Doch weshalb hängte er den Reporterjob an den Nagel und schloss sich einer rechtsextremen Söldnerbrigade an. Er, der den Krieg eigentlich verabscheute. Ausgehend vom Tag seines Todes und mit Chris' Tagebuch als Leitfaden beginnt die Regisseurin, seine letzten Schritte zurückzuverfolgen. Die persönliche Sicht der Regisseurin auf die Geschichte wird in animierten Sequenzen erzählt, wodurch sich eine poetische Dimension entwickelt. Gezeichnete und dokumentarische Bilder verschmelzen. Die journalistische Seite der Geschichte wird mit umfangreichem Archivmaterial und Berichten von Zeitzeugen dokumentiert. Ihre Nachforschungen führen die Filmemacherin nicht nur zu Chris' Familienmitgliedern, sondern auch zu seinen Journalistenkollegen, Söldnern des PIV und sogar zum Ex-Terroristen "Carlos der Schakal", alles Persönlichkeiten, die tief in diesen Krieg verwickelt waren. Ohne die Subjektivität zu verlieren, ändert sich die Erzählperspektive allmählich und entwickelt sich vom Standpunkt des träumerischen Kindes zur differenzierteren und kritischeren Betrachtung der erwachsenen Autorin. Entstanden ist eine bildgewaltige Geschichte eines jungen Schweizers, der sich in einer dunklen und brutalen Welt verirrt hat. Der animierte Dokumentarfilm wurde unter anderem mit dem Schweizer Filmpreis 2019 für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 22.01.2020 um 23:00 Uhr auf SRF 1.

22.01.2020
23:00
Alternative Ausstrahlungstermine:
11.01.2021 22:25 Uhr 3sat
22.01.2020 23:00 Uhr SRF 1