Das Mysterium von Angkor
(vom 9.11.2009)
600 Jahre lang wuchs Angkor, bis das Reich an seiner eigenen Größe zugrunde ging. Der Film zeigt atemberaubende Entdeckungen, die unsere Sicht auf das Reich der Khmer komplett verändern.
Luftaufnahmen zeigen eine Metropole, umrahmt von einem alles umspannenden Kanalsystem. Eine gigantische Infrastruktur für fast eine Million Menschen. Es ist die größte Stadt jener Zeit - auf einer Fläche, größer als das heutige New York.
Es ist ein seltsamer Ort, um eine Stadt zu errichten. Eine Stadt, geprägt von Hunderten Tempeln und meterlangen steinernen Reliefs. Mitten im Dschungel von Kambodscha. Um das Jahr 1200 beginnt der Aufstieg Angkor Wats zur größten Stadt der Welt jener Zeit. Während London gerade einmal 40 000 Einwohner hatte, lebten hier schätzungsweise bis zu einer Million Menschen.
Als sich im Jahr 1863 der deutsche Forscher Adolf Bastian auf den weiten Weg in den Dschungel Kambodschas machte, ahnte er nichts von den wirklichen Ausmaßen der Stadt. Bastian sah in ihr vor allem ein großes Heiligtum des Khmer-Volkes, das davon überzeugt war, dass Riesen einst die Tempel errichtet hätten. Denn wer sonst hätte die großen Steine so zielsicher platzieren können, fragte sich der verdutzte Wissenschaftler.
Bastian erkannte bei genauer Ansicht der steinernen Reliefs schnell, dass die mythologischen Wurzeln Angkors nicht im Buddhismus zu finden sind, sondern im Hinduismus. Daher vermutete der Deutsche auch einen Zusammenhang zwischen dem Untergang Angkors und den Auseinandersetzungen um die religiöse Vormachtstellung zwischen Buddhisten und Hinduisten am Hof Angkors. War es möglich, dass ein Streit um den richtigen Glauben den Niedergang der Stadt eingeleitet hatte?
Für die vielen Wasserkanäle und riesigen Wasserreservoirs interessierte sich Bastian kaum. Für ihn waren sie nur die Verkörperung des Ur-Ozeans in der hinduistischen Lehre von der Entstehung der Welt. Dass sie mit dem Untergang der Stadt zu tun haben könnten, kam ihm nicht in den Sinn. Diese These jedoch vertreten heutige Wissenschaftler, die auf den Spuren Bastians nach Angkor Wat zurückkehren.
Dank neuartiger Hightech-Forschungsmethoden, wozu auch wärmesensible Infrarot-Kameras gehören, die aus dem Space Shuttle der NASA Luftaufnahmen machen, ist es einem Team um den australischen Wissenschaftler Roland Fletcher gelungen, die wahren Ausmaße Angkors aufzuzeigen.
Sie sind um ein Vielfaches größer, als frühere Forscher wie Bastian ahnen konnten. "Es war diese stetig wachsende Infrastruktur, die Angkor irgendwann zum Verhängnis wurde", sagt Wissenschaftler Fletcher. War die Metropole Opfer eines Klimawandels? Alle Zeichen deuten darauf hin. Der Wasserspiegel sank, das immer fragilere System brach zusammen. Fletcher und sein Team vermitteln die Erkenntnis, dass auch das ausgeklügeltste Versorgungssystem den Untergang nicht verhindert, wenn eine Zivilisation das Maß verliert.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 13.11.2019 um 06:35 Uhr auf ZDFneo.
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