Der vergessene Krieg

San Gusmè und das Theater der Erinnerung

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Auf dem Friedhof des Dorfes San Gusmè in der Toskana erinnert ein schlichtes Denkmal daran: Am 4. Juli 1944 wurden von deutschen Soldaten der Division Hermann Göring neun Dorfbewohner, zumeist Frauen und kleine Kinder, erschossen. Die Regisseure Ulrich Waller, Matteo Marsan und Dania Hohmann wagen 2014 unter dem Titel "Albicocche rosse - Blutige Aprikosen" den Versuch, mit den Mitteln des Theaters die damaligen Ereignisse zu rekonstruieren, italienisch-deutsche Geschichte gemeinsam zu spielen.


Auf dem Friedhof des Dorfes San Gusmè in der Toskana erinnert ein schlichtes Denkmal daran: Am 4. Juli 1944 wurden von deutschen Soldaten der Division Hermann Göring neun Dorfbewohner, zumeist Frauen und kleine Kinder, erschossen. Im Dorf erzählt man ganz verschiedene Versionen der Geschichte. Vor allem die Schuldfrage hat den Ort gespalten. Haben die Partisanen, die kurz vorher deutsche Soldaten angegriffen hatten, auch Schuld auf sich geladen?

Die Regisseure Ulrich Waller, Matteo Marsan und Dania Hohmann wagen 2014 unter dem Titel "Albicocche rosse - Blutige Aprikosen" den Versuch, mit den Mitteln des Theaters die damaligen Ereignisse zu rekonstruieren. Das Ensemble bestand aus über dreißig Laien aus dem Dorf und der Umgebung und 15 Schauspielern aus Italien und Deutschland. Der Film beschreibt die Recherche zu diesem Projekt mit Überlebenden des Massakers, dokumentiert die Entstehung dieses einmaligen "Theaters der Erinnerung" und versucht gleichzeitig mit Journalisten wie Christiane Kohl und Historikern wie Carlo Gentile und Claudio Biscarini das Ereignis einzuordnen.

Im Sommer 1944 wurden in ganz Italien über 10.000 Zivilisten von Deutschen ermordet - ein fast vergessenes Kapitel des letzten Krieges, das überlagert worden ist von den Bildern aus Stalingrad, der Landung in der Normandie oder den letzten Tagen in Berlin. Unterschiedliche Kulturen der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg werden sichtbar. Die Probenarbeit auf der Piazza Grande bricht die Mauer des Schweigens im Dorf San Gusmè und führt zu Auseinandersetzungen mit und über die gemeinsame dunkle Vergangenheit - nicht nur unter den Bewohnern des Dorfes, auch unter den beteiligten italienischen und deutschen Schauspielern. Die Premiere am 70. Jahrestag des Massakers wird zu einem Stück Theater der Erinnerung, gegen das Schweigen über einen vergessenen Krieg. Ein Film von Ulrich Waller und Eduard Erne

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 18.07.2019 um 01:20 Uhr auf BR.

18.07.2019
01:20
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1563405900
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, NS-Zeit und Folgen, Theater, Italien, Deutschland, Geschichte
Alternative Ausstrahlungstermine:
18.07.2019 01:20 Uhr BR
08.05.2017 01:30 Uhr HR
05.05.2017 00:00 Uhr HR
02.10.2016 02:05 Uhr tagesschau24
01.10.2016 21:02 Uhr tagesschau24
25.05.2016 00:00 Uhr NDR