Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Die gewaltigen Buchenurwälder, die unseren Vorfahren vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik, von Sizilien bis nach Südschweden seit der letzten Eiszeit Schutz und Nahrung boten, sind nahezu verschwunden. Eine einzige Baumart dominierte einst weite Teile des europäischen Kontinents. Buchen sind unverwüstlich, nahezu resistent gegen jede Art von Klimawandel. Regen, Schnee, Eis aber auch große Hitze können ihnen wenig anhaben. Ein intakter Buchenwald ist ein geschlossenes Ökosystem, eine Art Superorganismus, der sich von selbst erneuert und Lebensraum für viele Mitbewohner schafft. Noch zur Zeit der Germanen überwuchern Buchenwälder das nördliche Mitteleuropa nahezu komplett, doch spätestens mit den Römern ist die Zeit der wilden Wälder vorbei. Es wird geholzt, was das Zeug hält. Das Bauholz für erste Städte an Rhein und Donau, für Palisaden, Brücken und Grenzbefestigungen verschlingt Millionen Hektar ursprüngliches Unterholz. Das "Hölzerne Zeitalter" frisst schon bald seinen Unterbau. Heute überziehen Waldplantagen schnell wachsender Nadelhölzer das großflächig zersiedelte Deutschland. Holz als Kapital in seiner natürlichsten Form. Der Wirtschaftswald stillt unseren Hunger nach Bau-, Brenn- und Nutzholz, ist Spekulationsobjekt und Wellnessfarm für gestresste Städter. Die mikroskopisch kleinen Inseln jener Buchenurwälder, die als Großbiotop für unzählige Tier- und Pflanzenarten einst ganz Europa überzogen, sind dagegen nur noch zu erahnen. Es sind Reliktflächen, die in unserer auf Superlative bedachten Gesellschaft kaum lohnten, erwähnt zu werden, wären es nicht die unwiderruflich letzten Urwaldreste, die uns geblieben sind. Seit 2011 führt die UNESCO die fünf deutschen Altwaldbestände "Grumsiner Forst" in Brandenburg, den "Nationalpark Kellerwald-Edersee" in Hessen, den "Nationalpark Jasmund" auf Rügen, den "Serrahner Buchenwald" in Mecklenburg-Vorpommern sowie den "Nationalpark Hainich" in Thüringen gemeinsam mit den Karpaten-Urwäldern der Slowakei und der Ukraine unter der sperrigen Bezeichnung "Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland" als gemeinsames Weltnaturerbe. Das ist nicht mehr - aber auch nicht weniger als eine wacklige Versicherungspolice für ein biologisches Weltnaturerbe als Puzzlebaustein für eine intakte Umwelt künftiger Generationen. Eine Art Wette auf die Zukunft einer Gen-Datenbank, die abseits von Wirtschaftlichkeit und Legislaturperioden helfen soll, jene Grundlage zu erhalten, die auch uns nacheiszeitlichen Menschen die letzten 10.000 Jahre das Überleben gesichert hat. Dieses Erbe zu erhalten und zu schützen ist eine Entscheidung, die Weitblick erfordert, vielleicht aber auch nur "gesunden Menschenverstand". Der Film stellt mit dem "Nationalpark Jasmund" auf der Ostseeinsel Rügen den weltweit einzigen Hangbuchenwald vor, der direkten Kontakt zum Meer hat. Und er sucht nach den Gründen, weshalb der "Nationalpark Hainich" in Thüringen zu DDR-Zeiten auf keiner Wanderkarte stand und dennoch der größte Laubwald in der Mitte des vereinten Deutschlands werden konnte.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 29.10.2021 um 14:00 Uhr auf ARD alpha.