phoenix history

MACHT.MENSCH.HONECKER

Geschichte Mitteldeutschlands
Erich Honecker - Der Weg zur Macht
Film von Christian Schulz
Der zweitmächtigste Mann der DDR plant den großen Coup. Am 26. April 1971 ist es so weit: Honecker putscht seinen politischen Ziehvater Ulbricht aus dem Amt und setzt sich selbst an die Spitze von Partei und Staat. Was für ein Aufstieg für den Mann mit der abgebrochenen Dachdeckerlehre, der unter den Nazis zehn Jahre im Zuchthaus saß und nach 1945 seine Laufbahn im Arbeiter- und Bauernstaat als Jugendpolitiker startet - dank Ulbricht, den er erst unterstützen und später skrupellos stürzen wird.
1. April 1971. Ein ganz normaler Frühlingstag. Die Menschen in der DDR gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Nichts deutet darauf hin, dass dies einer der bedeutendsten Tage in der Geschichte der DDR werden wird. Doch am frühen Morgen macht sich Erich Honecker mit einem bewaffneten Begleitschutz auf den Weg zu Walter Ulbrichts Ferienhaus am Döllnsee in der Schorfheide bei Berlin ...
Der zweitmächtigste Mann der DDR plant Ungeheuerliches: Er will Walter Ulbricht absetzen, um sich selbst an die Spitze von Partei und Staat zu bringen. Ausgerechnet er, der dem "Alten" seinen politischen Aufstieg zu verdanken hat! Wie schaffte es der häufig unterschätzte und unauffällige Honecker zum mächtigsten Mann der DDR zu werden und dabei seinen Ziehvater Ulbricht mit Gewalt aus dem Amt zu drängen? Was waren seine politischen Ziele? Nach außen demonstrierten sie lange Sympathie, Vertrauen, Loyalität. Doch hinter den Kulissen sieht es anders aus.
Der Film zeichnet die Ereignisse jenes Tages detailliert nach, erzählt in Rückblenden von der wechselvollen Beziehung zwischen den beiden wichtigsten Männern der DDR und von spannenden Umbrüche in der DDR-Geschichte der 50er- bis hin zu den 70er-Jahren. In diese Zeit fällt der Aufstieg Honeckers vom hoffnungsvollen FDJ-Chef hin zu dem Mann, der an entscheidender Stelle in den Mauerbau involviert ist und damit Weltgeschichte schreibt. Als Sekretär im Zentralkomitee der SED für Sicherheitsfragen zuständig, war er verantwortlich für die "Operation Rose, die totale Abriegelung West-Berlins am 13. August 1961. Die perfekte Durchführung der Aktion wird sein "Gesellenstück", bringt ihm die Anerkennung Ulbrichts ein. Am Ende wird Honecker im Frühjahr 1971 die Macht ganz an sich reißen.
Honeckers Aufstieg hätte damals wohl kaum einer für möglich gehalten: Denn immer wieder gibt es Rückschläge für den Mann mit der abgebrochenen Dachdeckerlehrer, der 1929 in die KPD eintritt, 1935 als Untergrundkurier von den Nazis verhaftet wird und die nächsten zehn Jahre bis zum Kriegsende im Zuchthaus sitzt. Sein früher Mentor Ulbricht dagegen kommt 1945 aus dem Moskauer Exil zurück. Dank seiner Hilfe startet Honecker als Jugendpolitiker durch. Frauengeschichten, Misserfolge oder Intrigen seiner Gegner kosten ihn fast die Karriere. Doch Honecker geht unbeirrt seinen Weg.
Zunächst als getreuer Vollstrecker der Politik Ulbrichts, den er auch nach dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 unterstützt, später immer mehr als dessen heimlicher Gegner - zum Beispiel in der Jugend- und Kulturpolitik, als er eine liberale Phase mit dem "Kahlschlagsplenum" von 1965 beendet. Honecker treibt ein gefährliches Spiel, das ihn nicht nur einmal gefährlich nah an den Abgrund bringt ...
Honeckers unheimlicher Plan
Wie die DDR ihre Bürger wegsperren wollte
Film von Katarina Herrmann und Konrad Herrmann
Es ist ein perfider Plan, der im Auftrag der DDR-Regierung 1967 initiiert und bis November 1989 perfektioniert und ständig aktualisiert wird. Ziel der Direktive ist es, einen Volksaufstand wie am 17. Juni 1953 schon im Keim zu ersticken. Der Plan soll deshalb im Falle von inneren Krisen in der DDR-Gesellschaft potenzielle Gegner des Staates sofort durch Verhaftung und Isolierung zum Schweigen bringen.
Dafür erfasst die Staatssicherheit mehr als 86.000 DDR-Bürger im sogenannten Vorbeugekomplex. Hier sammelt das MfS alle jene, die es als gefährlich betrachtet: Friedens- und Umweltaktivisten, Oppositionelle aus Kirchenkreisen, Künstler, Andersdenkende, Ausreiseantragsteller.
Aber dabei belässt es die Stasi nicht. Sie plant mit deutscher Gründlichkeit die Festnahmen und die Bereitstellung von Isolierungslagern für über 10.000 Menschen samt Bewachung und Versorgung. Es ist eine logistische Meisterleistung. Dass dieses Vorgehen gegen die Gesetze der DDR, gegen Menschenrechte und gegen die von der DDR unterschriebene Schlussakte von Helsinki verstößt, stört in der SED- und MfS-Führung niemand.
Anhand von aufgefundenen Stasi-Dokumenten sowie von Zeitzeugenberichten rekonstruiert der Film dieses gewaltige Planspiel von unfassbarem Ausmaß und erschreckender Präzision. Und er geht der entscheidenden Frage nach, warum dieser Plan in den heißen Tagen des Wendeherbstes 1989 nicht zur Anwendung kommt.
Geschichte Mitteldeutschlands
Margot Honecker und die verbotene Liebe
Film von Steffen Jindra
Der Auftaktfilm der diesjährigen Staffel erzählt vom Aufstieg der jungen, ehrgeizigen FDJ-Funktionärin Margot Feist aus Halle (Saale), die um ihre Karriere und die Liebe zum schon verheirateten Erich Honecker kämpft. Die gebürtige Hallenserin Karoline Teska übernimmt die Rolle der jungen Margot und zeigt eindrucksvoll deren Konflikt zwischen Parteidisziplin und Selbstbestimmung.
Stark, hart und unnahbar. Verehrt von den einen, gefürchtet von den anderen: Margot Honecker. ZK-Mitglied, Ministerin für Volksbildung und Gattin des Generalsekretärs. In den 1970er und 1980er Jahren ohne Zweifel die mächtigste Frau der DDR. Eine Frau mit sozialistischer Bilderbuchkarriere. Intelligent und attraktiv. Eine Frau, die der Partei treu ergeben ist und sich strikt an deren Regeln hält. Mit einer Ausnahme: ihrer Liebe zu Erich Honecker. Einer verbotenen Liebe, die ihr nicht nur den Hass ihrer Konkurrentin einbringt, sondern auch den Zorn vieler Genossen. Einer Liebe, die ihre Karriere fast schon beendet, bevor sie richtig beginnt.
"Ich bin sicher, dass Du nie von meiner Seite weichen wirst"
"Ich bin sicher, dass Du nie von meiner Seite weichen wirst - auch wenn ich notfalls wieder als Dachdecker arbeiten müsste." Das schrieb Erich Honecker Anfang der 1950er Jahre in einem Brief an seine Geliebte Margot Feist, die damals anderthalb Jahre zum Studium in Moskau weilte. Offiziell eine Auszeichnung für die Genossin Feist, diente der Aufenthalt in der Sowjetunion eigentlich dazu, den verheirateten Erich Honecker und seine Geliebte voneinander zu trennen. Erich kümmert sich derweil um die wenige Monate alte Tochter. Und er sollte mit diesen Zeilen Recht behalten - bis zu seinem Tod im chilenischen Exil steht Margot treu an seiner Seite.
Dreiecksgeschichte und Parteiaffäre
Der Film erzählt von den Anfängen dieser Liebesbeziehung und führt zurück in die Zeit, als Margot Honecker noch Margot Feist hieß. Im Jahr 1946, im ersten Nachkriegsjahr, begann die gebürtige H
allenserin ihre berufliche Laufbahn als Funktionärin der Freien Deutschen Jugend. Im selben Jahr lernt sie auch Erich Honecker, damals Chef der FDJ, und dessen Stellvertreterin und spätere Ehefrau Edith Baumann kennen. Honecker ist schon bald ihre große Liebe, Edith Baumann ihre Widersacherin im Kampf um den Geliebten. Aus der Perspektive Margots wird der Dreieckskonflikt zwischen ihr, dem 15 Jahre älteren Erich Honecker und dessen damaliger Ehefrau erzählt.
Aufstieg zur Macht
Es ist zugleich die Geschichte ihres sozialen Aufstiegs ins Machtzentrum der jungen DDR. Denn die junge Margot Feist hatte viele Eigenschaften, die sie für eine Parteikarriere in der DDR prädestinierten, meint der Historiker Martin Sabrow: "Sie zeigt, dass man sich für dieses neue Staatswesen begeistern kann und dass man das auch in Schönheit tun kann, dass man es in Frische tun kann, in Unbefangenheit, in Natürlichkeit. All das scheint sich in Margot Feist wie in einer Ikone zu versammeln. Und solche Ikonen stiften natürlich auch Karrieren."
Für ihre Liebe setzt Margot Feist jedoch ihre Karriere auf Spiel und hält an der Beziehung zu Erich Honecker fest. Gegen alle Widerstände wird sie schließlich doch Frau Honecker und die mächtigste Frau der DDR. Die Demütigungen wird sie jedoch niemals vergessen. Der Film bringt uns die starke und scheinbar unnahbare Margot Honecker näher, zeigt sie von ihrer verletzlichen Seite zeigt. Es ist die Entdeckung des Menschen Margot Honecker in einer Zeit, als von der mächtigen und gefürchteten "Frau Minister" noch keine Rede ist.
Der Feind in meinem Haus
Honecker in Lobetal
Film von Eric Friedler, Hans-Jürgen Börner, Thomas Beyer und Silke Schütze
Die DDR zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung. Das Land existiert noch auf dem Papier, aber in der Realität ist die Diktatur längst besiegt. Erich Honecker, bisher Staatsratsvorsitzender und mächtigster Mann der DDR, wird abgesetzt und angeklagt wegen Hochverrats.
Während Honecker nach einer Operation in der Berliner Klinik Charité liegt, löst seine Frau Margot, einst gefürchtete Volksbildungsministerin, auf Regierungsanweisung den Wohnsitz in der Funktionärssiedlung Wandlitz auf. In der Berliner Wohnung ihrer Tochter Sonja können Honeckers aus Sicherheitsgründen nicht einziehen: zu viele haben offene Rechnungen mit dem alten System. Wohin also mit dem Ex-Staatsratsvorsitzenden und der Ex-Ministerin?
Die Honeckers drohen die berühmtesten Obdachlosen der DDR zu werden. Überraschend signalisiert die evangelische Kirche Unterstützung. Im Pfarrhauses des brandenburgischen Lobetal, 40 Kilometer nordöstlich von Berlin, räumen Pastor Uwe Holmer und seine Frau Sigrid zehn Wochen lang, vom 30. Januar bis zum 3. April 1990, die Kinderzimmer ihrer Söhne Traugott und Kornelius für Honeckers.
Die Familie Holmer, die als Christen stets Repressalien des SED-Regimes ausgesetzt war, sieht sich mit dem Unverständnis der Bevölkerung und Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert. Kirchenaustritte werden gemeldet, eine Welle von Protestbriefen schwappt ins Pfarrhaus, internationale Presse, aber vor allem aufgebrachte DDR-Bürger belagern den Gartenzaun. Wut, Rache, Volkszorn drohen zu eskalieren.
Der Film "Unsere Geschichte - Der Feind in meinem Haus" ist eine Geschichte von Vergebung und Menschlichkeit in einer politisch aufgeheizten Situation. In ausführlichen Interviews berichten Zeitzeugen von dieser wohl ungewöhnlichsten Wohngemeinschaft Deutschlands. Politiker Manfred Stolpe (damals im Vorsitz Bund Evangelischer Kirchen) beschreibt die Hilflosigkeit der Behörden, ehemalige Parteigenossen bekennen, dass ihnen die Courage fehlte, Honeckers aufzunehmen. Polizist Uwe Westen (damals Leiter des zuständigen Volkspolizeikreisamts) schildert die Brisanz der Situation, das gestürzte Staatsoberhaupt schutzlos im Pfarrhaus unterzubringen.
Allen Beteiligten ist klar, dass die friedliche Revolution ein blutiges Ende hätte finden können ohne die persönliche Größe des evangelischen Pastors Uwe Holmer.
Do
ch auch heute, 25 Jahre später, sagt er schlicht: "Wenn uns einer um Asyl bittet, dann sind wir von unserem Glauben verpflichtet, ihn aufzunehmen."In "phoenix history" erinnern wir an herausragende historische Ereignisse und Entwicklungen, mit deren Vermittlung und Einordnung phoenix einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung leistet. Von der Antike bis zur aktuellen Zeitgeschichte spannt sich der Erinnerungsbogen. Auf diesen historischen Zeitreisen zeigen wir klassische Dokumentationen, Reportagen im Stil einer historischen Spurensuche bis hin zu großen zeitgeschichtlichen Doku-Dramen. Mit dieser Vielfalt der Formen wollen wir komplexe Themen besser verständlich machen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 18.04.2021 um 00:00 Uhr auf phoenix.