Orientierung

Ernst der Lage: Corona-Notstand in Wiener Intensivstationen: Entscheiden, wer gerettet wird und wer sterben muss: Was viele nur als ethisches Gedankenexperiment kennen, wurde durch die Corona-Pandemie plötzlich Realität. Vor rund einem Jahr geriet in Italien das Gesundheitssystem innerhalb von wenigen Tagen an seine Grenzen. Die Bilder von unbehandelten, sterbenden Menschen auf Feldbetten haben sich bei vielen ins Gedächtnis gebrannt. Das italienische Schreckensszenario gilt seitdem zahlreichen anderen Ländern als Warnung. Denn wenn die medizinischen Ressourcen nicht mehr reichen, dann muss entschieden werden, wem Hilfe zuteilwird und wem nicht. In der Medizin verwendet man für diese Auswahl das französische Wort Triage. Auch in Österreich warnen Fachleute seit Wochen, dass Triagen auch hierzulande bald traurige Realität sein könnten. Andere sehen einige Krankenhäuser schon mitten im Prozess des Triagierens. So werden viele Behandlungen zurückgestellt, aber auch anstehende Operationen können teilweise nicht mehr durchgeführt werden. Nach welchen Kriterien wird dann entschieden? Wer soll, muss oder darf gerettet werden? Halten Grundsätze wie "jedes Leben ist gleich viel wert" oder auch "Mediziner sind allen Notleidenden gegenüber zur Hilfe verpflichtet" dieser Tage der Realität stand? Die "Orientierung" hat über das Dilemma der Triage und ethische Fragestellungen im Pandemie-Kontext mit Manfred Greher, dem Sprecher der Wiener Ordensspitäler und Ärztlichen Leiter des Herz-Jesu Krankenhauses, gesprochen und hat Susanne Kummer, Geschäftsführerin des Instituts für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE), sowie den evangelischen Theologen Ulrich Körtner, Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin, zum Interview getroffen. "Lunte der Angst löschen": Ein Priester im Kampf gegen die Mafia: Der aus Turin stammende Priester Don Luigi Ciotti hat sich einer gefährlichen Aufgabe verschrieben: dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Nach zahlreichen Mafia-Morden in den 1980er und 90er Jahren - u. a. wurden der Richter Paolo Borsellino und der Staatsanwalt Giovanni Falcone getötet - gründete Don Ciotti einen Anti-Mafia-Verein mit dem Namen "Libera". 26 Jahre später hat seine Initiative an fast 2.000 Orten in Italien Fuß gefasst. Der Priester, der selbst einem Attentat nur knapp entronnen ist, wendet sich heute gegen eine weit verbreitete Resignation: "Wir dürfen nicht auf jene hören, die sagen, dass sich nie etwas ändern wird." Der fromme Rebell: Ein Nachruf auf den katholischen Theologen Hans Küng: Theologe, Priester und Bestseller-Autor: Der Schweizer Hans Küng galt vielen als streitbarer Kirchenreformer, als Vordenker kirchlicher Erneuerungsbewegungen, als letzte Galionsfigur aus der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. Nun ist der unbeugsame Kämpfer für eine "Verlebendigung der kirchlichen Gemeinschaft" im Alter von 93 Jahren gestorben. Weltweit bekanntgeworden war Küng Anfang der 1970er Jahre: mit dem heftig diskutierten Buch "Unfehlbar?", das sich kritisch mit der päpstlichen Unfehlbarkeit auseinandersetzte, später dann mit den Büchern "Christ sein" und "Existiert Gott?". Unermüdlich, manche nannten es auch "penetrant", trat Küng gegen die "Unmöglichkeit der Frauenordination", das "Festhalten an der Zölibatsverpflichtung für katholische Kleriker" und die "päpstliche Unfehlbarkeit" auf. Nachdem ihm 1979 wegen "gravierender Abweichungen von der katholischen Lehre" die kirchliche Lehrbefugnis entzogen worden war, widmete er sich bald dem interreligiösen und interkulturellen "Projekt Weltethos". Durch zwei Briefe von Papst Franziskus sah sich Hans Küng letztlich versöhnt und "informell rehabilitiert".

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 13.04.2021 um 09:00 Uhr auf ORF 3.