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Endlich wieder Bauer! - Klasse statt Masse? - ARD Themenwoche #WieLeben

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Es ist ein großer Tag, vor jetzt gut zwei Jahren: Peter Habbena transportiert 50 Milchkühe zurück in seinen eigenen Stall, direkt neben seinem Wohnhaus. Er will wieder ein richtiger Bauer sein, mit weniger Kühen. Er will raus aus der Massenproduktion - ein Herzenswunsch und zugleich ein großes Wagnis. Wird es klappen, wird der buchstäbliche Rückschritt sich lohnen? Wir begleiten die Familie über zwei Jahre und ziehen Bilanz: War es die richtige Entscheidung?


Es ist ein großer Tag, vor jetzt gut zwei Jahren: Peter Habbena transportiert 50 Milchkühe zurück in seinen eigenen Stall, direkt neben seinem Wohnhaus. Er will wieder ein richtiger Bauer sein, mit weniger Kühen. Er will raus aus der Massenproduktion - ein Herzenswunsch und zugleich ein großes Wagnis.

Acht Jahre zuvor war er den entgegengesetzten Weg gegangen. Zusammen mit einem anderen Bauern hatte er Hunderttausende Euro investiert in einen neuen modernen Laufstall, sechs Kilometer von seinem eigenen Hof entfernt. 400 Tiere fanden dort Platz. Doch die großen Milchkrisen 2015 bis 2016 haben ihnen das Genick gebrochen. Pro Milchkuh machten sie 800 bis 1.000 Euro Verlust. Wie Tausende Bauern in Deutschland wussten sie nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollten. Außerdem war Habbena von morgens bis abends weg von seinem eigenen Hof, sah seine Töchter nicht, konnte am Familienleben nicht teilnehmen.

Wie so viele seiner Kollegen war Peter Habbena unzufrieden mit dem Markt und der Politik - aber eben auch mit seinen eigenen Entscheidungen. Und während viele andere Milchbauern auf noch mehr Größe und Masse setzen, fällt er eine andere Entscheidung: "Wenn ich jetzt nichts mache, dann bereue ich es in wenigen Jahren. Meine Arbeit, die jetzt nur auf Milchproduktion von vielen Kühen ausgerichtet ist, wird nicht angemessen entlohnt, ich mache Minus. Und ich erfahre dadurch auch keine Wertschätzung für das, was ich tue. Also was bleibt mir: mich ärgern und schimpfen und nichts tun - oder mich ärgern und schimpfen, aber mein Leben in die Hand nehmen und was ändern. Und vom Großmilchproduzenten wieder zum Bauern werden. Und zum Familienvater."

Vor zwei Jahren also der große Schritt: Er trennt sich von seinem Kollegen, sucht sich seine Wunschkühe aus und startet das Abenteuer "raus aus der Massenproduktion". Mit Hofladen, mit Fleischrindern, die er auf der Weide aufzieht und seinen Kunden anbietet, mit eigenem Käse. Mit Zeit, sich hingebungsvoll um seine Tiere zu kümmern. "Die sind ja zum Teil schon in zehnter Generation bei uns. Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen, die Kühe und ich."

Ein großes Abenteuer. Wird es klappen, wird der buchstäbliche Rückschritt sich lohnen? Wir begleiten die Familie über zwei Jahre, von der Rückführung der Kühe auf den Hof über die Suche nach einer Käserei, die aus der eigenen Milch Käse herstellt, die Suche nach Läden oder Marktständen, die den Käse verkaufen bis zum eigenen Hofladen. Und ziehen nach zwei Jahren Bilanz: War es die richtige Entscheidung? Film von Fabian Sabo

Die ARD-Themenwoche "#WIELEBEN - BLEIBT ALLES ANDERS" (Federführung: Rundfunk Berlin-Brandenburg) stellt die Zukunftsfrage "Wie wollen wir leben?". Auch vor dem Hintergrund der Coronakrise zeigen sämtliche Programme der ARD vom 15. bis 21. November 2020, wie Menschen bestehende Denkmuster und Strukturen in allen wichtigen Lebensbereichen hinterfragen und dabei auch neue, nachhaltigere Ansätze entwickeln. Jeder und jede ist aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen und Ideen zu Nachhaltigkeit, eigene Lebensentwürfe und Zukunftskonzepte vorzustellen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 22.11.2020 um 00:20 Uhr auf tagesschau24.