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Neues von neuen Gutsbesitzern in Mecklenburg-Vorpommern

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Wie kein anderes Bundesland ist Mecklenburg-Vorpommern voll von historischen Herrenhäusern, Gutshäusern, Gutsschlössern und Wasserburgen. Über 2.000 verschiedene Objekte gibt es. Viele sind verfallen, nur zweihundert werden zurzeit benutzt oder bewohnt. Aber ständig gibt es ein paar neue Verwegene, die sich dem einen oder anderen verlassenen Gutshaus annehmen. Eine Langzeitbetrachtung dreier Gutshausprojekte durch vier Jahreszeiten und die Begleitung einiger ehrgeiziger Umbaupläne.


In keinem anderen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern gibt es so viele historische Herrenhäuser, Gutshäuser, Gutsschlösser und Wasserburgen. Insgesamt findet man dort über 2.000 verschiedene Objekte. Viele davon sind verfallen, nur 200 werden zurzeit benutzt oder bewohnt. Aber ständig gibt es einige verwegene Menschen, die sich dem einen oder anderen verlassenen Gutshaus annehmen.

"Du bist total bescheuert, habe ich zu meinem Bruder gesagt", ereifert sich Julia Kaszay immer noch, wenn sie an den ersten Besuch auf Schloss Kobrow zurückdenkt. "Diesen Kasten darfst du niemals kaufen!" Aber es war zu spät. Ihr Bruder Philipp hatte die Ruine am Rande des Dorfes schon erworben und bezahlt. Jetzt wohnt er darin, hat unermüdlich gearbeitet und für sich und seine Tochter Paula eine neue Heimat geschaffen. Trotz vieler Rückschläge. Gerade ist die Scheune auf dem Grundstück zusammengefallen, eine riesige Kastanie musste notgefällt werden. "Und im Winter ist das ganze Haus eiskalt und kaum warm zu kriegen", sagt Philipp. Dennoch geht es voran. Der Saal soll als nächstes fertig werden - rechtzeitig zu Paulas Einschulung, denn dann kommen Philipps Eltern zu Besuch.

Die alten Geister müssen ausziehen
In Vilz liegt das Gutshaus versteckt am Dorfrand hinter der Kirche. Der Blick auf den Ort Tessin und den Fluss Recknitz ist wunderbar. Aber Hans Jürgen Kurth erinnert sich noch sehr gut, was er zu seinem Lebensgefährten Albrecht Bolz sagte, als er das Haus das erste Mal besichtigte: "Niemals! Was sollen wir denn mit so einem riesigen Haus!" Jetzt sind die beiden fast fertig mit der Renovierung und glückliche Gutshausbewohner. Auch wenn es im Haus spukt. "Wir hören Stimmen. Meistens nachts", sagt Albrecht Bolz. "Hier sind viele tragische Dinge passiert in den letzten Kriegsmonaten", wissen die beiden. Eine spirituelle Hausreinigung soll die Geister der Vergangenheit vertreiben: eine Schamanin kommt.

Ehrgeizige Umbaupläne
Im Altbauhof in Dargun wird nicht mehr gebaut. Die neuen Eigentümer Alexandra Lotz und Friedemann Herold haben sich in der alten Hofstelle Wohnung, Atelier und Ferienapartments eingerichtet. Alexandra gibt Kunstkurse, Friedemann arbeitet in Greifswald an einem Kernfusionsreaktor. Die beiden kommen aus Berlin, und sie vermissen das Großstadtleben. "So schön es hier ist", seufzt Alexandra, "die Einsamkeit und Stille, besonders im Winter, machen mir sehr zu schaffen." Gegen Schwermut helfen immer neue Projekte: Frühjahrsputz mit dem Abriss von vier alten DDR-Garagen, der Rosengarten, drei Schafe werden für die Grundstückspflege angeschafft und schließlich montieren die beiden endlich die schon lang geplante Pergola auf der Gartenterrasse. Die nordstory zeigt eine Langzeitbetrachtung dreier Gutshausprojekte durch vier Jahreszeiten und begleitet dabei einige ehrgeizige Umbaupläne. Film von Steffen Schneider

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 26.10.2020 um 15:00 Uhr auf NDR.