Sommerfrische - Reisen wie zu Kaisers Zeiten

In der Habsburg-Monarchie machte man nicht einfach Urlaub, man fuhr zur Sommerfrische. Eine oft wochenlange Erholung auf dem Land, am See oder am Meer war damals keine Seltenheit. Adelige und wohlhabende Großbürger reisten mit den Annehmlichkeiten der Stadt aufs Land und verbanden die Vorzüge idyllischer Natur mit urbaner Geselligkeit. Das Salzkammergut, der Wörthersee, Triest und Abbazia sind nur einige der damaligen Traumziele. Das Vielvölkerreich der Habsburger stellte einen kulturell wie gesellschaftlich einzigartigen Kosmos dar. Die nostalgische Verklärung dieser Ära begann noch vor dem Ende des Habsburgerreichs und hält bis heute an, vor allem in Orten, die mit einer der schönsten Errungenschaften der Donaumonarchie verbunden sind - der Sommerfrische. Das vornehmlich adelige und großbürgerliche Sommervergnügen, dessen Wurzeln in der Biedermeierzeit liegen und dem - wenn auch in bescheidenerem Rahmen - bis in die Zwischenkriegszeit gefrönt wurde, wird in dieser Dokumentation in all seinen Facetten gezeigt: von den populärsten Reisezielen vergangener Tage über die spezielle Reisekultur bis zu Transportmitteln und -wegen. Das "Fin de siècle" wurde zum Höhepunkt der Sommerfrische. Man reiste aufs Land, um dort wie in einem Freiluftsalon eine gesellige Zeit miteinander zu verbringen. Man schwärmte von Triest, von der Riva in Pola und vom milden Klima Abbazias. Damals entdeckte man den Lago di Garda, den Wörthersee und eroberte die Gipfel der Alpen. Das Reisen im alten Österreich war untrennbar mit der verkehrstechnischen Erschließung des Großreichs verbunden. Das Salzkammergut gilt als Wiege der Sommerfrische. Der Kurbetrieb am Traunsee war zutiefst verbunden mit dem österreichischen Kaiserhaus und der Nähe zu Ischl, wo Kaiser Franz Joseph seine Sommer verbrachte. Bis heute konnten Orte wie Gmunden viel vom Flair vergangener Tage bewahren. Während am Traunsee überwiegend Mitglieder der nationalen und internationalen Aristokratie dominierten, wurde das restliche Salzkammergut bald durch das gehobene Bürgertum erschlossen. Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man den Attersee, und die ersten Sommervillen der Bourgeoisie entstanden. Fasziniert vom Türkisblau des Wassers mischten sich Fotografen, Maler, Komponisten und Dichter - von Gustav Mahler bis Gustav Klimt - unter das reiche Großbürgertum. In der 1890 erbauten Villa Langer in Steinbach am Attersee wird die Sommerfrische wiederbelebt, wie sie Adelige, Großbürger und berühmte Künstler genossen haben. Der 1886 gegründete "Union Yacht Club Attersee" zählt zu den ältesten und heute dem größten Segelclubs Österreichs. Wenn Komponisten Urlaub machten, suchten sie meist nach Inspiration und Ruhe. Als kreative Refugien dienten ihnen gerne Seebäder, Komponier-Häuschen oder ein abgelegenes Waldhaus. Gerne bedienten sie dabei das Klischee des genialen Eremiten, auch wenn so mancher von ihnen den Freuden des Lebens nicht abgeneigt war. Johannes Brahms war einer jener Komponisten, die ihre produktivsten Zeiten während ihres Urlaubs hatten. Sommerfrische war für ihn niemals nur Amüsement. Einige seiner berühmtesten Werke komponierte er in Pörtschach am Wörthersee. Mit dem Anschluss der Bahnstrecke Wien-Klagenfurt an die "k.u.k. Südbahn" wurde der Aufenthalt am Wörthersee zu einer gut erreichbaren Attraktion und Pörtschach zu einem der edelsten Sommerfrische-Orte in der Donau-Monarchie. Die "Johannes-Brahms-Gesellschaft Pörtschach" rief 1993 den "Brahms Musiksommer" ins Leben - mit Konzerten bekannter Interpreten, Festwochen und internationalem Wettbewerb. Das musikalische Programm dieser niveauvollen Veranstaltung, das Musikliebhaber aus ganz Europa anzieht, weist jährlich wechselnde Schwerpunkte auf. Mit dem Entstehen eines neuen Naturgefühls im 18. Jahrhundert wurden die Alpen zum Ausgangspunkt einer neuen Naturbewegung. Die bisher nur Angst erweckenden Berge wurden zu einer Art irdischem Paradies stilisiert.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 12.07.2020 um 09:05 Uhr auf ORF 2.