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Kaviar und Kanonen - Die Sowjetarmee in Magdeburg

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Knapp ein halbes Jahrhundert gehörte Magdeburg zu den größten Garnisonsstädten der GSSD, der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Die Elbmetropole war Hauptquartier der sogenannten 3. Stoßarmee, bestehend aus Panzerregimentern, Raketeneinheiten und Luftsturm-Bataillonen. Damit bildete sie die Speerspitze des Warschauer Paktes gegen die NATO - nur 50 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Als westlichster Stationierungsort der gesamten Sowjetarmee war Magdeburg einer der heißesten Plätze im Kalten Krieg.


Knapp ein halbes Jahrhundert gehörte Magdeburg zu den größten Garnisonsstädten der GSSD, der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Die Elbmetropole war Hauptquartier der sogenannten 3. Stoßarmee, bestehend aus Panzerregimentern, Raketeneinheiten und Luftsturm-Bataillonen. Damit bildete sie die Speerspitze des Warschauer Paktes gegen die NATO - nur 50 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Als westlichster Stationierungsort der gesamten Sowjetarmee war Magdeburg einer der heißesten Plätze im Kalten Krieg.
"Die Experten der Bundesrepublik hatten bei weitem nicht so viel Material, Waffen und Munition erwartet, wie das hier vorgefunden wurde. Das war das 7-fache dessen, was man eigentlich geschätzt hatte", erinnert sich Rolf Schnellecke, 1990 bis 1992 Regierungsbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt für den Abzug der GSSD.
Doch auch für die Magdeburger bleibt die Sowjetarmee 40 Jahre lang nahezu unsichtbar. Denn die viel beschworene Deutsch-Sowjetische Freundschaft existierte de facto nur auf dem Papier. "Es gab kein Zusammenleben mit den Deutschen. Das war verboten. Wir mussten dafür sogar einen Aufklärungsbogen unterschreiben, dass wir keinen Kontakt aufnehmen und keine Fragen bezüglich des Militärs oder der eigenen Tätigkeit beantworten dürfen", berichtet Erika Todosiychuk, 1986 bis1991 Krankenschwester im sowjetischen Militärhospital Magdeburg.
Abschottung, Misstrauen und Kontaktsperren waren oft nicht nur Willkür der sowjetischen Führung gegenüber ihren Soldaten und Offizieren, sondern auch berechtigte Sorge. Aufgrund des immensen Militärpotentials unweit der westdeutschen Grenze war die Stadt ein Tummelplatz für Spione aus dem In- und Ausland. "Ich wollte raus aus der DDR, deshalb habe ich für den Bundesnachrichtendienst die Kasernen der GSSD in Magdeburg ausspioniert. Als Gegenleistung versprach mir der BND, mich über die Agentenschleuse nach Westberlin zu bringen", berichtet Jens Leck, 1971 bis 1978 Sani-Fahrer und BND-Spion in Magdeburg.
In den ehemaligen, geheimen Panzergaragen sind mittlerweile Künstlerateliers entstanden, Kasernenkomplexe wurden zu modernen Verwaltungsgebäuden und Ministerien umfunktioniert. Und der riesige Übungsplatz der Sowjetarmee in Magdeburg wurde zur Bundesgartenschau 1999 umgestaltet und ist heute ein beliebter Park und Veranstaltungsort. 25 Jahre nach dem Abzug der Sowjetsoldaten erinnert heute kaum noch etwas an die Zeit des Kalten Krieges mitten in Magdeburg. Die Autoren Peter und Stefan Simank begeben sich auf Spurensuche nach einer Stadtgeschichte, die bis heute nahezu unbekannt ist.
Film von Peter Simank und Stefan Simank

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 15.02.2020 um 09:30 Uhr auf phoenix.